Clinton vs. Obama: Patriotismus-Streit mit Kommunisten-Keule

Reuters (Aaron Josefczyk)
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Hillary Clinton-Ehemann Bill zweifelt an der Vaterlandsliebe von Obama. Dessen Wahlkämpfer vergleichen Bill Clinton nun mit Kommunisten-Jäger Joseph McCarthy in den 50er Jahren.

Nach der Rassismusdebatte streiten die beiden demokratischen Präsidentschaftsbewerber Barack Obama und Hillary Clinton jetzt über das rechte Maß an Patriotismus. Den Anlass dazu gab eine Äußerung von Expräsident Bill Clinton, der am Freitag bei einem Wahlkampfauftritt für seine Frau die Vaterlandsliebe Obamas in Frage stellte.

"Es wäre eine großartige Sache, wenn wir ein Wahljahr mit zwei Persönlichkeiten hätten, die dieses Land lieben würden und dem Interesse dieses Landes verpflichtet wären", sagte Clinton in Charlotte, North Carolina. "Und die Leute könnten sich wirklich fragen, wer bei diesen Themen die richtige Haltung vertritt."

Vergleich mit Kommunisten-Jäger McCarthy

Der dem Wahlkampfbüro Obamas angehörende ehemalige Luftwaffengeneral Merrill "Tony" McPeak sagte daraufhin, er halte diese Äußerung für entsetzlich. Das sei nur mit Reden von Joseph McCarthy zu vergleichen, der Symbolfigur der Kommunistenjagd in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Er habe das noch miterlebt und habe wirklich genug davon, sagte McPeak.

Clintons Wahlkampfsprecher Phil Singer wies den Vergleich als absurd zurück. McPeak habe die Äußerungen vermutlich absichtlich missverstanden, um von der umstrittenen Erklärung von Obamas ehemaligem Pfarrer Jeremiah Wright abzulenken. Dieser hatte in einer Predigt gesagt, die USA hätten sich die Anschläge vom 11. September 2001 selbst zuzuschreiben, und Gott solle das Land wegen seines Rassismus strafen.

Obama-Rede als YouTube-Hit 

Indes wird eine Rede von Obama über die Rassenproblematik in den USA zum Superhit auf der Video-Webseite YouTube. Der Video-Clip mit Obamas aufwühlender Rede vom Dienstag wurde bis Freitagnachmittag fast 2,5 Millionen Mal angesehen. Dabei wird vor allem die vollständige Version, die mit mehr als 37,5 Minuten für Internet-Verhältnisse äußerst lang ist, von den Internetsurfern angesehen. "Bei dieser Rede traten mir die Tränen in die Augen", schrieb ein Teilnehmer einer Online-Diskussion.

In seiner Rede hatte der Präsidentschaftsbewerber seine Kindheit beschrieben - er hat eine weiße Mutter und einen schwarzen Vater. Er sprach darin offen über die Spannungen zwischen Schwarz und Weiß in der US-Gesellschaft, ein Thema, das von den meisten Politikern gemieden wird. Der Anstoß zu der Rede war eine heftige Kontroverse über hasserfüllte Reden von Obamas Pastor Jeremiah Wright, von dem der schwarze Kandidat sich distanzierte. Wright hatte die US-Gesellschaft als zutiefst rassistisch und ungerecht gegeißelt.

Rede in "großem historischen Kontext"

Obamas Rede "wird von manchen in einem großen historischen Kontext gesehen. Einige Experten loben sie für ihre rekordverdächtige Ehrlichkeit", schreibt Molly McCall von der Website "Yahoo Buzz". Es könne zwar nicht mit Sicherheit ein Zusammenhang festgestellt werden, doch die Internet-Suchen nach den historischen Reden des Bürgerrechtlers Martin Luther King hätten nach Obamas Rede ebenfalls zugenommen, schrieb McCall. (Ag.)

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