Gombrich: "Popper war eine fürchterliche Nervensäge"

Richard Gombrich
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Richard Gombrich, der Sohn des aus Wien stammenden Kunsthistorikers Ernst Gombrich, sprach mit der »Presse am Sonntag« über die Faszination des Buddhismus, seinen bescheidenen Vater und dessen Zusammenarbeit mit dem Philosophen Karl Popper, »dem anstrengendsten Menschen aller Zeiten«.

Sie wurden vor 15 Jahren als Professor für Sanskrit in Oxford emeritiert, Sie unterrichten aber immer noch am Centre for Buddhist Studies.

Richard Gombrich: Das System hier ist brutal. Wenn man 67 Jahre alt ist, bekommt man eine schriftliche Aufforderung, sein Zimmer am College zu räumen, und das war's dann. Das einzige Privileg, das uns das Balliol College gewährt, ist ein gratis Mittagessen einmal in der Woche. Das ist aber sehr seltsam. Man weiß nicht, wen man trifft, man will nicht als Bittsteller dastehen und auch den Jungen nicht im Weg stehen. Ich wurde aber gebeten, weiter ein paar Stunden zu geben. Das habe ich gern angenommen. Nur hat sich niemand um einen Raum gekümmert. Schließlich fand ich ein Fernsehzimmer, das leer stand . . .


Und das wurde dann das Oxford Centre for Buddhist Studies?

Mehr oder weniger. Die Botschaft ist klar: Verstehe, dass du nichts mehr zählst. Aber wir werden zu deinem Begräbnis kommen.


Wie sind Sie zum Buddhismus gekommen?

Mein Vater hatte absolut kein Interesse an Religion. Er war ein Rationalist in der Tradition des 18. Jahrhunderts. Aber als junger Mann hatte er sich sehr für chinesische Kultur interessiert. Als ich den Wunsch äußerte, Chinesisch zu studieren, war er sehr dafür. Aber es war die Zeit der Revolution, Mao Zedong hatte gerade die Macht übernommen und die Grenzen geschlossen. Ich kannte den führenden China-Forscher in Oxford: Er war ein trauriger Mann, denn jede Kommunikation war abgetrennt worden. Also entschied ich mich um. Ein Freund weckte mein Interesse an Sprachwissenschaft und Indogermanisch, und von dort kam ich zu Sanskrit.

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