Experten mahnen die Industrie zu rascherer Requalifizierung der Beschäftigten, Gewerkschaft befürchtet „Mega-Rausschmiss“.
Berlin. Der Umstieg auf Elektromobilität wird die deutsche Autoindustrie hart treffen: Der Präsident des Verbands der Automobilhersteller, Bernhard Mattes, sagte am Wochenende in einem Zeitungsinterview, er rechne damit, dass in der deutschen Autoindustrie dadurch 70.000 Arbeitsplätze verloren gehen.
Der scheidende Verbandspräsident deutete dabei auch an, dass die Branche in Deutschland das Problem zu sehr auf die leichte Schulter nehme: Schon jetzt müssten Mitarbeiter für den Bau von Elektroautos umqualifiziert werden, nicht erst dann, wenn der Umstiegsprozess in vollem Gange sei. Den Deutschen droht ja, wie berichtet, Konkurrenz auf eigenem Boden: Der US-Elektroautopionier Tesla will vier Mrd. Euro in den Neubau einer Fabrik in Brandenburg stecken. Dort sollen „mehrere Tausend Jobs entstehen“, hieß es.
Nach Ansicht des Branchenexperten Ferdinand Dudenhöffer solle man die Zahl der neu entstehenden Jobs in der E-Autobranche aber nicht überschätzen: Diese Fabriken, speziell jene für die Produktion von Akkuzellen, seien hochautomatisiert und würden mit vergleichsweise wenig Personal auskommen.
Die deutsche Metallgewerkschaft warnte unterdessen vor einem „Mega-Rausschmiss“ in der Auto- und Zulieferindustrie. Zudem bedrohe die Konjunkturflaute Arbeitsplätze. Die Metall-Gewerkschafter verlangen flexible Angebote für Kurzarbeit und mehr Qualifizierung. (Red./AFP)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2019)