TV-Notiz

"The Masked Singer": Wer Promis nicht kennt, sollte sich nicht über ihre Namen mokieren

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Prominente, Gesangsshow, Rätselraten. Das Erfolgsformat „The Masked Singer“ kommt in Österreich an. Mit etwas billig wirkenden Kostümen und der Frage: Ist auch ein internationaler Star dabei?

Masket, maskd, maakd, mäsked oder mäskt? Der englische Sendungstitel hakt noch bei der Aussprache. Zumindest mit Moderatorin Arabella Kiesbauer (Variante "mäsket") hätte man vor der Sendung ein bisschen üben können. „The Masked Singer“ heißt das erfolgreiche TV-Showformat aus Südkorea, das gerade in Deutschland wegen großen Erfolgs in die zweite Staffel geht und auf Puls4 am Samstagabend auch in Österreich angekommen ist. Prominente aus allen Sparten aufgrund der Singstimme zu erkennen versuchen - das kann durchaus unterhaltsam sein.

Kurz zum Modus der Sendung: Acht maskierte und kostümierte Stars (nicht nur Sänger und Sängerinnen) treten in vier Gesangs-Duellen gegeneinander an. In auffällig kurzen Telefonvoting-Phasen unmittelbar nach den Duellen (50 Cent pro Anruf) wird einer der beiden direkt in die nächste Sendung gewählt. Die vier Unterlegenen buhlen in einer finalen Votingrunde - ohne nochmals zu singen - um die Stimmen der Zuseher.  Der Letztplatzierte wird schließlich demaskiert - und hofft darauf, dass die Jury ihn auch erkennt.

Für Puls4 war die Coronakrise wohl ebenso ein harter Schlag wie für den ORF mit seinem Freitagsabend-Unterhaltungs-Schlachtschiff „Dancing Stars“, das schließlich vorerst abgesagt wurde. Doch der private Konkurrent entschied sich für eine Durchführung ohne Publikum, auch aufgrund des kleineren Personaleinsatzes. Quotentechnisch sicher keine schlechte Entscheidung, die potenziellen Seher wären jedenfalls großteils zu Hause. Der Applaus im Studio in Köln ist eingespielt, angeblich mit Online-Applaus-Zusendungen von Zusehern. Der Stimmung tat das gut. Dass das Budget für die Österreich-Ausgabe etwas knapper bemessen ist, merkte man an den etwas liebloseren Kostümen und der fehlenden Liveband.

Bitte wer?

Dass die Show keine Gesangsshow ist, das bewiesen gleich mehrere Darbietungen, die großteils gesanglich zwischen einem Karaokeabend im Freundeskreis und einem missglückten Song-Contest-Beitrag pendelten. Es ist eben eine Rate-, keine Musikshow. Acht „Lieblinge der ÖsterreicherInnen aus dem In- und Ausland“ wie Moderatorin Kiesbauer es formulierte, stecken hinter den Masken. Nicht einmal sie selbst sei eingeweiht, wer mitmache. Das Rateteam im Studio natürlich auch nicht: Schauspielerin Elke Winkens, Sänger Nathan Trent und Society-Journalistin Sasa Schwarzjirg versuchten durch die Gesangsdarbietungen der Maskierten herauszubekommen, wer sich dahinter verbirgt. Bei der Premiere unterstützte sie dabei Rapper Nazar als Gast.

Und da wären wir auch schon bei einem der Probleme der Sendung: Während des Ratevorgangs soll die Jury Namen nennen, wer denn da jetzt gesungen haben könnte. Da fallen absurde Verdächtigungen wie David Alaba, Arnold Schwarzenegger oder Popstar Anastacia ebenso wie Namen von Menschen, die nur wenigen geläufig sind. Es ist ja legitim, nicht jeden Mehr-oder-weniger-Promi des Landes zu kennen, aber wenn Rapper Nazar gefühlte vier Mal den Namen von Sängerin Shlomit Butbul (ja, sie ist auch Tochter von Jazz Gitti) absichtlich falsch ausspricht, dann ist das respektlos. Shlomit Butbul, es ist doch bitte nicht so schwer. Im Zweifel hätte es Schweigen auch getan.

Der Reiz der Sendung liegt ohnehin im gemeinsamen Raten. Und das funktioniert auch in der österreichischen Variante. Kennt man die Stimme, die Gestik, die Figur? Kann man einen der sehr vagen Hinweise richtig deuten? Befeuert von Tipps von Zusehern via Twitter - oder echten Freunden in der Quarantäne-WG - ergibt das ein unterhaltsames Ratespiel (mehr dazu am Ende des Textes). Zu wissen, dass auch die Kandidaten untereinander nicht wissen, wer der jeweils andere ist, macht die Angelenheit auch interessanter. Die Stars müssen ihre Teilnahme streng geheimhalten. Das muss gut geplant sein.

Der Falke schied aus

Im Endeffekt dürfte sich die Promiauswahl auf Dancing-Star-Niveau bewegen. Das muss jetzt aber keinen Totalausfall bedeuten. Man darf  wohl mit Ausreißern nach oben und unten im Alphabet der B-bis-G-Promis rechnen.

Für einen der durchaus bekannteren Stars war am Samstag bereits Schluss. Für den Mann im "Falken"-Kostüm hieß es: Demaskieren. Er verlor sein Duell mit der "Geistergräfin" und unterlag dann auch im finalen Voting der verbliebenen Konkurrenz. Unter dem sonnenbebrillten Raubvogelkopf verbarg sich James Cottriall. Der britische Popsänger, der in Österreich 2010 seinen Durchbruch schaffte ("I thought we were unbreakable"), hat jedenfalls kein Glück mit Promi-TV-Formaten. Auch bei den "Dancing Stars“ schied er einst in der ersten Runde aus. Und nicht jeder wird ihn gleich erkannt haben, als er sich enttarnte. Auch der Gesichtsausdruck von Arabella Kiesbauer ließ ein großes Fragezeichen erkennen, ehe die Regie per Flüsterknopf im Ohr nachhalf.

Die Jury erweist sich insgesamt als durchaus gut ausgewählt. Winkens und Trent haben viele Kontakte in Schauspiel und Gesang, Schwarzjirg als Society-Reporterin hat viele heimische Promis schon interviewt. Alle drei dürften Cottriall einigermaßen gut kennen, sie waren glaubhaft erstaunt, dass sie ihn nicht erraten hatten. Die drei funktionieren auch sympathisch als Gruppe. Rapper Nazar als Gast hatte wenig kreative neue Namen fürs Ratespiel beizutragen und wirkte eher wie ein Fremdkörper.

Aber am kommenden Samstag gibt es ja ohnehin einen anderen Gastjuror. Arabella Kiesbauer bleibt. Bis dahin wird die Sendungs-Redaktion mit ihr auch noch einmal an der Aussprache des Sendungstitel üben. Man hätte es gerne britisch. De Maskd Singer, bitteschön.

Die Masken, die Hinweise, die Verdächtigen: Die erste „The Masked Singer"-Show im Schnelldurchlauf

„DerFalke" = James Cottriall sang "Junge Römer“ von Falco

Dass der Brite einen deutschen Song zum besten gab, irritierte alle - auch die Jury. Trent, Winkens und Schwarzjirg dürften ihn tatsächlich gut kennen. Es klang aber eher nach einem bundesdeutschen Akzent, jedenfalls nach einem Mann, der sich auf neues Terrain wagt. Viele vermuteten „Wanda"-Sänger Marco Wanda im Kostüm. Die Stimme erinnerte tatsächlich an einen unraspeligen Wanda oder Josh ("Cordula Grün"). Die dargebotene Choreographie machte jedenfalls klar, dass Cottriall nicht umsonst in der ersten Runde Dancing Stars ausgeschieden ist. Profi-Tänzer war der Falke keiner.

Namen, die sonst noch gefallen sind: Gregor Seeböck, Mark Seibert, Rainer Schönfelder

„Die Geistergräfin" sang „Take Me To Church“ von Hozier

Erster Eindruck: Keine Profisängerin, aber eine Stimme mit Ausdruck, die Räume mit Emotion füllen kann, Kategorie Schauspielerin? Durchaus mit Power, klingt nach einer etwas reiferen Stimme.

Hinweise: Ein Zug mit Personenwaggons, auf denen Schilder mit „Barcelona“, „Athen“ und „Rom“ befestigt waren, sowie ein Güterwaggon gefüllt mit Karfiol und einem Zettel mit der Zahl 15. „Dort wo andere Menschen grübeln, kommt die Geistergräfin erst in Fahrt."

Die Namen: Sasa Schwarzjirg tippte auf Musicalstar Maya Haakvort - das ist stimmlich sicher nicht richtig, Hakvoort hätte besser gesungen, abgesehen von der ihr eigenen niederländischen Musical-Aussprache. Nazar tippt auf Sarah Wiener. Dass die Köchin und EU-Abgeordnete aber im Privatfernsehen singt, ist ebenfalls eine gewagt These. Elke Winkens vermutet eine Studienkollegin hinter dem Kostüm: Nina Proll. Das könnte schon eher hinkommen, scheint die glaubhafteste These zu sein.

„Der Karpfen" sang „Diamonds" von Rihanna

Erster Eindruck: Eine raunzende Männerstimme, die definitiv kein Profi im Gesangsfach ist. Power dahinter, auch Musikalität. Rockige Show.

Hinweise: Eine Tafel mit mathematischer Formel, ein pinkes Springseil mit einem Schild, auf dem „12“ abgedruckt ist. „Mit Wissen bin ich schneller geschwommen, als die anderen.“

Die Namen: Der Schwimm-Hinweis könnte tatsächlich auf Markus Rogan hindeuten, die Körpergröße der Karpfen-Diva widerspricht dem aber.  Nathan Trent tippt auf Gary Lux. Dass der ESC-Teilnehmer 1985 wieder das Licht der Öffentlichkeit sucht, wäre eine Überraschung. Martin Puntigam ist kein schlechter Gedanke, der Science Buster. Wegen der Tafel wird vermutet, es könnte ein Lehrer sein. Sasa Schwarzjirg vermutet Kabarettist Andreas Ferner hinter der Maske, Elke Winkens Harry Prünster. Auf Twitter vermutet ein Zuseher den Ex-Skifahrer Felix Neureuther.

„Die Katze" sang „Your Song“ von Elton John

Erster Eindruck: Auch keine Profi-Sängerin. Viel Vibrato in der Stimme, viele Juchzer und Seufzer beim Interpretieren, die die wahre Stimme oder auch schwierigere Stellen verdeckten. Die Stimme wurde wohl eher nur kurzfristig gecoacht und nicht langfristig trainiert. Optisch bewegt sich die Katze grazil, aber für die paar Klischee-Katzenmoves muss man nicht studiert haben.

Hinweise: Ein Karton mit Christbaumgirlanden samt Auffschrift 1983 - 2020, eine thailändische Flagge (keine luxemburgische, wie Winkens meinte), ein Lebkuchenherz mit Zuckergussschrift „I mog di", „Katze" steht auch auf dem Karton. „Wie jede Hauskatze habe auch ich mehrere Leben. Ein sehr buntes Leben."

Die Namen: Schlomit Butbul, die Tochter von Jazz-Gitti, vermutet Elke Winkens. Aber mit Verlaub, auch Butbul singt deutlich besser, da müsste sie sich schon ein ordentlich verstellt haben. Sasa Schwarzjirg tippt auf Schauspielerin und Kabarettistin Nadja Maleh. Jemand aus so einem Metier scheint realistischer. Nazar hält Skistar Lizz Görgl für wahrscheinlich, aber auch Görgl singt besser (so weit die Erinnerung nicht trügt). Auch die Statur spricht nicht für eine Ex-Skirennfahrerin...

„Der Klimaheld" sang „Formidable" von Stromae

Erster Eindruck: Auch zu wackelig für einen Profisänger, aber ein beherzter Auftritt mit guter französischer Aussprache und hoher Rap-Affinität. Die Töne waren zwar nicht immer perfekt, aber der Rythmus saß ebenso wie die schnelle Artikulation. Eher eine jüngere Stimme.

Hinweise: Schwarzes Sakko, Diskokugel, alte Fußballschuhe.

Die Namen: Die Jury rät in Richtung junger Sportler? Sasa Schwarzjirg meint, hinter der Maske verstecke sich ein Steirer wegen dem grünen Blinke-Herz auf der Kostüm-Brust. Ein anderer Tipp, der auch auf Twitter kursiert: ORF-Fußballexperte Peter Hackmair. Die Hinweise würden passen (Dancing Stars, Ex-Fußballer, TV-Experte), etwas in der Betonung bei seinem Hinweis-Satz, den die Promis mit Computer-verzerrter Stimme sagen, lässt an Hackmair denken. David Alaba wäre absurd, da ist Sasa Schwarzjirg etwas zu optimistisch, was das Budget des Senders angeht. Elke Winkens tippt auf Conchita. Auch ein wagemutier Tipp, aber realistischer als Alaba.

„Der Steinbock" sang „Girl You'll Be A Woman Soon“ von Urge Overkill

Erster Eindruck: Gesanglich auch nicht ganz astrein, viel Vibrato, das an eine erfahrenere Stimme denken lässt. Eher dunklere Stimmfarbe. Das übermaskuline Gehabe könnte von der wahren Identität ablenken.

Hinweise: Eine Wahlbox und ein Schild mit „Steinbock 4 President“. „Für den Steinbock ist es leicht, auf Stimmenfang zu gehen."

Die Namen: Nathan Trent vermutet Thomas Kamenar von Ö3. Es gab schon unrealistischere Tipps. Die Indizien deuten auf Politik-Milieu - aber gleich Arnold Schwarzenegger, der auch genannt wird? Scherzhaft nennt Sasa Schwarzjirg Stefan Petzner, Ex-BZÖ-Politiker und Ex-Dancing-Star. Ist das tatsächlich auszuschließen? Elke Winkens tippt auf Ski-Ikone Franz Klammer, aber dafür war doch die englische Aussprache zu gut - ohne Klammer, oder den ebenfalls genannten Armin Assinger und Hans Knauß aus der selben Sportecke zu nahe treten zu wollen. Könnte es nicht auch Alfons Haider sein - oder Ex-Neos-Chef Matthias Strolz? Ja, beides scheint möglich!

„Der Lipizzaner" sang „Listen To Your Heart" (Roxette)

Erster Eindruck: Eine Profisängerin im Vergleich zu den bisherigen Kandidaten. Die Figur sehr zierlich, tänzerisch - mit leicht rauchiger, sexy Stimme. Beim Gesang offenbarten sich an heiklen Passagen dann doch kleinere Schwächen, die einem absoluten Profi so nicht unterlaufen würden - oder sie bewegt sich ziemlich Genre-fremd. „Technisch cool gesungen", sagt Nathan Trent. Dem kann man zustimmen.

Hinweise: Ein Putzwagen mit Nummer, der Lipizzaner stutzte dabei per Schere den Strohbesen. „Ein K&K-Lipizzaner kehrt nicht vor seiner eigenen Tür".

Namen: Elke Winkens nennt Musicalstar Maya Hakvoort. Deren Timbre könnte aufgrund des etwas anderen Genres so klingen. Schwarzjirg tippt auf Schlagersängerin Simone. Nathan Trent nennt Marjan Shaki - auch hier: Shaki hätte ihre Stimme ordentlich verstellen müssen. Shaki und Hakvoort hätten das anders angelegt. Könnte es sich um „Wischen ist Macht"-Darstellerin Ursula Strauß handeln? Die kann auch singen.

„Der Yeti" sang „Supergirl" von Reamonn

Erster Eindruck: Definitv die beste Singstimme der Show. In den Tiefen extrem „getwangt“ gesungen, so nennt man diesen etwas quäkigen Sound wie bei US-Star Anastacia. In den Höhen konnte der erste schüchtern spielende Yeti dann die volle Power seiner gut trainierten Frauenstimme entfalten.

Hinweise: Ein altes Nokiahandy, eine amerikanische Flagge in einer Hollywood-Schaukel, zwei „Walk-of-Fame"-Sterne mit der Aufschrift „Farrokh Bulsara“ (der bürgerliche Name von Queen-Sänger Freddie Mercury) und „What have we done to the world?“, eine Textzeile aus Michael Jacksons „Earth Song“. „Ich mag schaukeln, aber telefonieren mag ich nicht"

Namen: Ein erster Gedanke war Eva Maria Marolt, aber dafür klang die Stimme schließlich zu jung und modern mit all den heute üblichen Stimmeffekten in den höheren Passagen. Ein beliebter Tipp auf Social Media war „Starmania"-Siegerin Nadine Beiler, aber auch sie klingt anders, mit normalerweise undeutlicher artikulierten, verwascheneren Vokalen - aber seit „Starmania“ und dem Song Contest 2011 ist auch schon viel Zeit vergangen. Elke Winkens tippt auf Ina Regen, das könnte schon hinkommen. Sasa Schwarzjirg auf US-Sängerin Anastacia. Aber abgesehen davon, dass das ein Mega-Coup von Puls4 wäre, da passt die Stimme nicht, trotz des Anastacia-Moments ganz am Anfang. Sängerin Sandra Pires wäre noch eine Möglichkeit, die aber wiederum relativ klein ist, da müsste aber das Kostüm täuschen. Sarah Lombardi war noch ein Tipp von Sasa Schwarzjirg. Möglich. Sängerin Virginia Ernst? Das passt nicht vom Timbre her.

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