Kultursommer

Sommer ohne Großevents, Theater ohne Liebesszenen

Die Presse/Fabry
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Großveranstaltungen bleiben bis Ende August verboten. Die Museen öffnen Mitte Mai wieder, für die Festspiele in Salzburg und Bregenz bleibt alles offen.

Große Open-Air-Konzerte werden wir in diesem Sommer nicht besuchen können – immerhin aber Museen und womöglich auch Sommerkinos: So viel verkündeten Vizekanzler Werner Kogler und Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek am Freitag in einer Pressekonferenz, die, was die heurige Sommerplanung angeht, noch viele Fragen offen ließ. Ohnehin gilt: So schrittweise, wie die Lockerungen im Kultur- und Eventbereich angekündigt werden, könnten sie auch wieder zurückgezogen werden, sollten sich die Corona-Fallzahlen ungünstig entwickeln. Was sperrt nun wieder auf, was bleibt verboten, wer muss weiter bangen? Ein Überblick.

Museen

Eine gute Nachricht zum Beginn: Ab Mitte Mai – der genaue Termin soll noch mit anderen Lockerungen synchronisiert werden – dürfen Museen und andere „Orte der Präsentation“ wieder aufsperren. Das wird vor allem kleinere Institutionen betreffen – die Bundesmuseen (dazu gehören etwa das Kunsthistorische Museum, die Albertina oder das Belvedere) haben bereits gemeinsam beschlossen, bis Ende Juni den Betrieb einzustellen. Auch Büchereien, Bibliotheken und Archive sollen Mitte Mai wieder öffnen, nicht aber die Lesesäle.

Veranstaltungen

Veranstaltungen sind, soviel war bekannt, bis Ende Juni verboten; für Großveranstaltungen soll das auch noch bis Ende August gelten. Was als Großveranstaltung gilt, wird aber nicht anhand etwa einer Besucherzahl definiert. Vielmehr zählt, ob gewisse Bedingungen erfüllt werden können, darunter ein Sicherheitsabstand von einem Meter, das Tragen von Masken und voraussichtlich wie im Handel eine Mindestfläche von 20 Quadratmetern pro Besucher im jeweiligen Raum - das sei vorerst nur ein Richtwert, wird auf Anfrage präzisiert. Was bedeutet das nun für diesen Sommer? Events, bei denen Menschen eng zusammenstehen, etwa Musikfestivals und Stadtfeste, werde es jedenfalls nicht geben, sagte Kogler. Das Frequency-Festival reagierte sofort und sagte die von 20. bis 22. August geplante Ausgabe ab. Beim Donauinselfest will man am neuen September-Termin festhalten. Die Veranstalter des Wiener Popfest am Karlsplatz (Ende Juli) wollen dieses nicht absagen, sondern versuchen, es an die neuen Bedingungen anzupassen.

Eine Präzisierung dieser Bedingungen will die Regierung Mitte Mai bekannt geben. Erst dann dürfte wirklich klar sein, welche Veranstaltungen ab 1. Juli wieder erlaubt sind. Offen bleibt auch noch, was das für Hochzeiten bedeutet. Lunacek deutete jedenfalls an, dass Kabarettabende bessere Chancen haben als Orchester- oder Chorkonzerte – denn ein Mindestabstand müsse nicht nur im Publikum, sondern auch auf der Bühne gewahrt bleiben. „Im Theater geht's oft heftig zu, einmal gibt's eine Schlägerei, einmal eine Liebesszene: Das wird nicht gehen.“

Kinos

Vorstellbar sei laut Lunacek auch, dass Freiluftkinos mit fixen Sitzplätzen ihre Pforten öffnen können. Reguläre Kinos müssen auf nähere Bestimmungen warten – sie hätten aber ohnehin die Absicht, sagte die Staatssekretärin, den Sommer über zu pausieren, weil die Auslastung da generell schlechter sei. Der CEO der Cineplexx-Kinokette widersprach noch am Freitag via Aussendung und stellte klar, „dass wir unter realistischen Bedingungen, die nicht nur die Sicherheit der Gäste und des Personals gewährleisten, sondern auch wirtschaftlich umsetzbar sind, bereits im Sommer aufsperren könnten und auch möchten“. Überdies sei ein Kinobetrieb im Sommer „äußerst attraktiv und wirtschaftlich erfolgreich“.

Betroffen ist vom derzeitigen Lockdown im Filmbereich freilich auch die Produktion. Da suche Lunacek noch nach Lösungen: Eine Option sei zum Beispiel, dass gewisse Szenen, in denen ein Abstand zwischen Beteiligten möglich ist, gedreht werden könnten, andere noch nicht.

Festspiele

Das Schicksal der Festspiele in Salzburg und Bregenz hängt weiter in der Luft. Klarheit darüber, ob und in welcher Form sie stattfinden dürfen, soll es auch da erst Mitte Mai geben. „Vieles hängt noch von den Infektionszahlen ab“, sagte Lunacek. Hinzu kommt, dass auch noch nicht klar ist, ob ausländische Künstler überhaupt anreisen dürften. Fraglich ist auch, ob die Festspiele bei einer stark begrenzten Besucherzahl noch rentabel sind. Die Präsidentin der Salzburger Festspiele, Helga Rabl-Stadler, will bis dahin die Hoffnung nicht aufgeben und die organisatorischen und künstlerischen Planungen für die heurige Jubiläumsausgabe vorantreiben, sagte sie am Freitag im ORF. Es gebe jedenfalls „Alternativszenarien“ - etwa eine Verschiebung oder eine Redimensionierung. Entscheiden wolle man das bis 30. Mai. Das gilt auch für die Bregenzer Festspiele: Dort ist man derweil noch voller Hoffnung, dass das Festival stattfinden kann.

Proben

Geprobt werden darf dafür jedenfalls noch rechtzeitig: Einzelproben sind ab 18. Mai erlaubt, Gruppenproben mit Abstand ab 1. Juni. Das gilt aber nur für den professionellen Bereich, nicht etwa für einen Hobby-Chor. Unklar ist auch, ab wann auf Kunstuniversitäten und in Musikschulen wieder unterrichtet werden darf: Lunacek sei hierfür im Gespräch mit Bildungsminister Faßmann. Sie bittet allerdings um Geduld: „Es wird noch eine Weile dauern, bis wir diese Krise überwunden haben."

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2020)

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