Fast 90 Jahre lang offen, heute trotz Coronalockerungen verriegelt: der Eingang zu Harry's Bar in Venedig.
Venedig

Addio, Harry's Bar! Oder auf ein Wiedersehen

Bleibt Venedigs legendäre Cocktailbar wegen „schwachsinniger“ Corona-Auflagen und fehlender Gäste für immer zu? Über die Lokale der Dichter, Künstler und Denker – und wie sie sich samt ihrem Nimbus am Leben erhalten.

Arrigo reicht es jetzt. Die hölzerne Pforte von Harry's Bar bleibt verriegelt. Fast 90 Jahre ist es her, dass sein Vater, Giuseppe, die venezianische Tränke der Begnadeten und Berühmten aufgemacht hat. Allen Plagen trotzte sie, auch Hochwasser und Massentourismus. Nur im Krieg, da drehten ihnen die Faschisten den Laden zu und machten eine Kantine für Marinesoldaten draus  – wohl als Strafe dafür, dass die Ciprianis das „Für Juden verboten“-Schild statt vor den Eingang an die Küchentür gehängt hatten. Aber die heroischen Zeiten sind vorbei. Gegen die „schwachsinnigen“ Richtlinien zur Wiederöffnung von Lokalen nach der Corona-Zwangssperre ist auch die legendäre Cocktailbar nicht resistent.

Vier Meter Abstand zwischen den Tischen? Da kann er gleich zwei Dritteln seiner Mitarbeiter kündigen. Selbstbescheinigungen der Gäste prüfen, ob sie zusammen essen und trinken dürfen? So was lässt sich seine Klientel nicht gefallen. Aber Venedig ist ja eh gähnend leer, ganz ohne Reisende. Also ist es zu Ende mit Harry's Bar, Stammlokal von Hemingway und Truman Capote, Sehnsuchtsort für Serenissima-Süchtige, seit 2001 nationales Kulturerbe. Addio!

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