Naturhistorisches Museum

Scheidender NHM-Chef sieht Lunaceks Abgang „mit Genugtuung“

PR�SENTATION NATURHISTORISCHES MUSEUM (NHM) ´STRUKTURLICHTSCAN- UND 3D-DRUCKVERFAHREN AN SAURIERKNOCHEN´: K�BERL
PR�SENTATION NATURHISTORISCHES MUSEUM (NHM) ´STRUKTURLICHTSCAN- UND 3D-DRUCKVERFAHREN AN SAURIERKNOCHEN´: K�BERL(c) APA (GEORG HOCHMUTH)
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Christian Köberl wäre gern im Amt geblieben, Ulrike Lunacek entschied sich aber für Katrin Vohland. Der Regierung wird er vor, die Kultur stiefmütterlich zu behandeln: „Touristen kommen ja nicht wegen unserer tollen Sozialpartnerschaft“.

Am 31. Mai endet die Amtszeit von Christian Köberl als Generaldirektor des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien. Ab Montag übernimmt im Haus am Ring die deutsche Biologin und Ex-Grünen-Politikerin Katrin Vohland. Köberls Vertrag wurde von der mittlerweile zurückgetretenen Kulturstaatssekretärin Ulrike Lunacek (Grüne) nicht mehr verlängert - sehr zur Enttäuschung Köberls. „Aufgrund der Entwicklungen - Stichwort: Rücktritt von Art-for-Art-Geschäftsführer Axel Spörl - sind die Personalentscheidungen von Frau Lunacek doch zu hinterfragen“, sagte Köberl nun der APA. „Es ist für mich eine Genugtuung zu sehen, dass Frau Lunacek nicht einmal bis zum Ende meiner Amtsperiode im Amt geblieben ist. Das zeigt ja auch, welche Qualität ihre Arbeit hatte. Im konkreten Fall hat sich nichts am Interessenskonflikt geändert, dass der Vorgesetzte der dann erfolgreichen Bewerberin in der Bestellungskommission saß.“

Gemeint ist Johannes Vogel, Generaldirektor des Naturkundemuseums in Berlin und damit Vorgesetzter der letztendlich zu Köberls Nachfolgerin gekürten Kandidatin. Dass er in der Kommission saß, sorgte für viel Kritik – die Vohland nachvollziehen könnte, wie sie im „Presse“-Interview sagte: „Stellen Sie sich vor, Sie bewerben sich wo, und Ihr bisheriger Chef sitzt in der Auswahlkommission – das war mir gar nicht recht. Warum er nicht rausgegangen ist, müssen Sie ihn fragen“, so die neue Museumschefin. „Es ändert nichts daran, dass ich durch meine Ausbildung und Projekte durchaus eine Ahnung davon habe, wie man ein Museum leitet.“

Kulturminister Werner Kogler (Grüne) erklärte vor Kurzem in der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der FPÖ, dass „ein objektiver Bestellungsvorgang jedenfalls gewährleistet wurde", da sich Vogel „im Hinblick auf Katrin Vohland der Stimme enthalten hat“. Köberl findet diese Argumentation „lächerlich. Wenn ich vier Monate in einer Kommission sitze und dort natürlich mit diskutiere und Stimmung mache und mich bei der Letztabstimmung der Stimme enthalte, dann halte ich das für eine äußerst fragwürdige Stellungnahme.“

Über eine Anfechtung der Entscheidung habe er nachgedacht, aber „mir wurde gesagt, dass das eine politische Entscheidung sei, die nur schwer anzugreifen ist“, so Köberl. Nach wie vor sehe er keinen objektiven Grund, warum er abgelöst wurde: „Weil mir in allen Verfahren attestiert wurde, dass ich das Museum sehr gut geführt habe und ich sehr erfolgreich war. Da stellt sich die Frage: Warum löst man so jemanden ab? Das ist für mich nach wie vor nicht einzusehen.“

„Regierung verräumt Kultur immer ganz ans Ende"

Kein gutes Wort verlor der langjährige Museumschef über die Kulturpolitik: „Die Touristen kommen ja nicht wegen unserer tollen Sozialpartnerschaft, sondern weil sie die schönen Gebäude sehen wollen, die Geschichte, die Museen, die Theater, die Konzerte. Man lebt davon, aber warum dann die Regierung die Kultur immer ganz ans Ende verräumt und stiefmütterlich behandelt, verstehe ich nicht“, so Köberl. Dass das Budget nicht inflationsangepasst ist, sei ein Problem: „Da muss man dann immer jammern und alle paar Jahre wird - ähnlich wie beim Sonnenkönig - etwas ausgeteilt. Dann bekommen diese und jene ein bisschen etwas, jene die sich brav verhalten haben, bekommen ein bisschen mehr. So kann es doch nicht sein, das ist doch keine Objektivität, das ist die Verteilung der Pfründe.“

Nach seinem Abschied vom Naturhistorischen Museum wird er sich mehr der wissenschaftlichen Forschung widmen, kündigte er an: „Ich denke nicht, dass mir in nächster Zeit langweilig werden wird.“

(APA)

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