Viele harte und teils auch sarkastische Fragen zu seinen Entscheidungen in der Coronakrise musste Kanzler Kurz auf Servus TV beantworten.
Als "Corona-Bilanz" kündigte Servus TV ein einstündiges Interview mit Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) an. Ein nicht unbescheidenes Ziel. Klar war am Donnerstagabend jedenfalls, dass der Bundeskanzler bei diesem Bilanzieren nicht gestreichelt werden würde: Der Privatsender zeigt sich schon länger sehr skeptisch gegenüber den Maßnahmen der Regierung - und lud viele Gäste ein, die Kritik übten. Eine Art Gegenprogramm zu dem, was man längere Zeit im ORF zu sehen bekam.
Tatsächlich stellte Michael Fleischhacker auch viele jener Fragen, die auf Servus TV mehrfach diskutiert werden: Warum diese "Rhetorik der Angst" Ende März? Weshalb wurde nicht einfach die Risikogruppe abgesondert? Wer sind eigentlich die Wissenschaftler, auf die die Regierung hörte? Und warum darf man Covid-19 nicht mit der Grippe vergleichen?
Schon der Beginn des Interviews zeichnete die Richtung vor. Kürzlich habe der Kanzler im Radio gesagt, er würde „alles wieder so machen", wie er es getan habe, so Fleischhacker. Weshalb er nun, freilich sarkastisch, die klassischste aller Anfangsfragen stellte: "Warum sind Sie eigentlich so großartig?" Kurz überging den Unterton (freilich) professionell. Im Marmor-Ecksaal des Bundeskanzleramtes erläuterte er noch einmal, dass es richtig gewesen sei, wie Österreich reagiert habe. "Das war aber nicht ich, das war nicht die Regierung, das waren schon alle Menschen gemeinsam in diesem Land." Der Grund für die raschen Maßnahmen sei überdies, dass "man" früh mit Ländern wie Singapur, Südkorea, Israel gesprochen habe.