Gastkommentar

Blau ist in Polen neuerdings die Farbe der Hoffnung

Wahlsieger Duda wird auch dem liberalen Lager Raum lassen müssen.

Andrzej Duda hat am Sonntag die Präsidentenwahl in Polen gewonnen. Das Land ist tief gespalten: Die Ergebnisse variieren enorm, je nach Region, Bildung, Beruf, Geschlecht, Alter oder ob jemand im In- oder Ausland lebt. Zehn Millionen Stimmen für Rafał Trzaskowski sind eine starke Botschaft für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Frauenrechte und gegen Diskriminierung von Minderheiten.

In der nervenaufreibenden Wahlnacht wurde der erste Satz der Hymne „Noch ist Polen nicht verloren“ im Lager der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) zur Beschwörungsformel. Der PiS war in den letzten Wochen mit Trzaskowski erstmals ein ernsthafter Konkurrent gegenübergetreten. Ein Sieg Trzaskowskis würde Neuwahlen samt Instabilität bedeuten, hatte die PiS im Wahlkampf ununterbrochen getrommelt.

Trzaskowski war erst spät in den Wahlkampf-Ring gestiegen. Die liberale Trzaskowski-Familie, auf deren Veranstaltungen auch Europa- und Regenbogenfahnen geschwenkt wurden, gab sich weltoffen und appellierte an die Zivilbevölkerung, mit einer Stimme für Trzaskowski auch auf die Attacken der PiS auf diverse Minderheitengruppen zu reagieren. Doch Bekenntnisse ohne konkrete Programmatik erwiesen sich letztlich als zu wenig.

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Zur Wahlurne in Blau

Es ließ sich nicht verheimlichen, dass Trzaskowski der „Bürgerplattform“ entstammt, die als frühere Regierungspartei die Pensionen gekürzt und durch ihre fehlende Sozialpolitik viele Menschen in die Arme der PiS getrieben hatte. Mit 500+ Zloty pro Kind verminderte diese den Druck, einer Arbeit nachzugehen, man konnte stattdessen dem Patriotismus frönen.

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