Klassik

So brillant kann silberne Operette sein

Café Prückel
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Leo Falls Einakter „Brüderlein fein“ hatte im Café Prückel Premiere. Junge Akteure verpassen dem Einakter „Brüderlein Fein“ eine Vitaminspritze.

Warum wohl ist es so verdammt schwer, das ungekünstelte Gefühl, eine spontane Überraschung oder eine erschütternde Situation glaubhaft über die Rampe zu bringen? Die Frage ist wohl so alt wie das Theater selbst. Sie stellt sich derzeit besonders oft im musikalischen Unterhaltungstheater, in der Operette. Der spezifische Ton der Reize und Emotionen scheint verloren gegangen zu sein, das berühmte „zwischen den Zeilen Stehende“ hat der Teufel geholt, übrig geblieben ist die Schablone. Sie bietet Raum für Regisseure als Selbstdarsteller. Mit anderen Worten: Die Pflege der Operette liegt momentan im Argen, zu beobachten vornehmlich an den großen Bühnen.

Tausendsassa Wolfgang Dosch

Welch schöne Überraschung daher, just an einer bescheidenen Nebenfront eines Besseren belehrt zu werden! Ein paar freche Youngsters, die nach dem Studium auf dem Weg in die freie Wildbahn sind, beherrschen vortrefflich Stil und Genre der leichten Muse. In Zeiten wie diesen, da so vieles nicht möglich ist, gibt es eben auch fesche Möglichkeiten, dass Künstler aus der verdammten Isolation herauskommen: durch eine spontan erfundene Produktion. Vorausgesetzt freilich die Integrationsfigur von der Façon eines Wolfgang Dosch: ein Operettenprofi vom Scheitel bis zur Sohle, ein Tausendsassa aus Darsteller, Sänger, Regisseur, Bearbeiter und Impresario, und dazu Professor am Wiener MUK vulgo Konservatorium. Steven Fiske, Marie-Luise Schottleitner, Julia Wiszniewski, Absolventen seines Lehrgangs „klassische Operette“, verpassten Leo Falls Einakter „Brüderlein Fein“ von 1909 eine gehörige Vitaminspritze. Dosch kann als Regisseur eine 08/15-Story unsentimental, flott und ohne Schnörksel oder dümmliche Zutaten erzählen – weil er das Handwerk versteht, Personen und Aktion unmissverständlich klar zu zeichnen. Dazu gehört heutzutage Mut.

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