Festival Grafenegg

Grillen zirpen zu Beethoven

Franz Welser-Möst
Franz Welser-Möst(c) Julia Wesely / Festival Grafenegg
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Die Philharmoniker mit Franz Welser-Möst und einem reinen Beethoven-Programm – bei Naturklängen und Fluglärm.

Falls der Wettergott auch gestern Abend ein Einsehen gehabt haben sollte, waren die Wiener Philharmoniker vergangene Woche gleich dreimal in Grafenegg zu Gast. Ein Umstand, der nicht nur dem Verhandlungsgeschick der Veranstalter geschuldet ist, sondern ebenso der Coronakrise. Denn üblicherweise gastiert das Wiener Orchester um diese Zeit beim Luzern-Festival. Aber auch dieses ging heuer nur in einer sehr abgespeckten Version über die Bühne, vor allem ohne die dort seit Jahrzehnten üblichen großen Orchestergastspiele.

In Grafenegg setzten die Philharmoniker bei ihren Auftritten ganz auf den beherrschenden Jahresregenten Ludwig van Beethoven, spielten Ouvertüren, zwei Symphonien – und drei Klavierkonzerte mit (Wie könnte es in diesem Rahmen anders sein?) Festivalintendant Rudolf Buchbinder als Solisten. Franz Welser-Möst, der den zweiten dieser pausenlosen Abende dirigiert hat, und der morgen mit „Elektra“ ein Comeback an der Wiener Staatsoper feiern wird, hat Beethovens effektvollste Ouvertüre im Gepäck geführt: die „Dritte Leonore“.
Dieses Werk verfehlt in der Oper wie im Konzert nie seine Wirkung. Vor allem, wenn man dieses von der Idee einer symphonischen Dichtung bestimmte Opus mit einer solchen Intensität, analytischen Klarheit und Impulsivität darzustellen weiß, wie es Welser-Möst mit seinen glänzend auf ihre Aufgabe eingestellten Musikern vorgezeigt hat.

Selbst das unvermutete Läuten der Glocken der nahe gelegenen Kirche störte kaum, ungleich mehr, dass ein Flugzeugpilot ziemlich ungeniert seine Runden über dem Wolkenturm drehte. Ob man nicht doch ein Flugverbot während dieser Freiluftkonzerte in Erwägung ziehen sollte: Oder hat sich jemand nicht an ein solches gehalten?

Naturklänge irritieren weniger, wie das Gezirpe der Grillen während der Aufführung von Beethovens Dritter Symphonie, seiner „Eroica“, gezeigt hat. Auch hier konfrontierte Welser-Möst mit einer bis ins Detail überlegten, Logik und Emotion ideal balancierenden Deutung. Überaus straff führte er das Orchester in den Ecksätzen, nahm im Scherzo Tempi, welche nicht zuletzt auf die heiklen Bläserpassagen im Trio Rücksicht nahmen. Wohl wissend, dass gerade sie bei Freiluftdarbietungen besonders gefordert sind, nicht allein, was die Intonation betrifft.
Nicht ganz diese Spannung strahlte diesmal der gleichwohl souverän disponierte Trauermarsch aus.

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