Runder Tisch

Einsamkeit: Regierung kämpft gegen "soziale Pandemie"

Residents at the La Weiss retirement home (EHPAD) in Kaysersberg
Residents at the La Weiss retirement home (EHPAD) in Kaysersberg(c) REUTERS (CHRISTIAN HARTMANN)
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Kanzler und Regierungsvertreter trafen sich mit Organisationen, um über Maßnahmen gegen die Alterseinsamkeit zu beraten. Man wolle ein stärkeres Bewusstsein schaffen, sagte Bundeskanzler Kurz.

Die Coronakrise und vor allem der Lockdown hat das Thema Einsamkeit im Alter aufs Tapet der Bundesregierung gebracht. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat am Montag Vertreter mehrerer Organisationen zu einem Runden Tisch zur Alterseinsamkeit empfangen. Der von der Regierung angestrebte "Pakt" soll Maßnahmen ermöglichen, um während der Coronakrise ein sicheres Umfeld für Pflegeheime und Krankenhäuser zu schaffen. Neben unterschiedlichen Maßnahmen plädierte der Regierungschef für ein stärkeres Bewusstsein.

Der "Pakt gegen die Alterseinsamkeit" war vom Regierungschef in dessen Erklärung angekündigt worden. Vonseiten der Regierung nehmen daran noch Vizekanzler Werner Kogler, Sozialminister Rudolf Anschober (beide Grüne) und Zivildienstministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) daran teil. Zu den vertretenen Organisationen zählen unter anderem die Caritas, das Hilfswerk, das Rotes Kreuz, die Diakonie, die Lebenshilfe sowie Seniorenbund und Pensionistenverband.

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Verbesserungen in Altersheimen

Alterseinsamkeit sei schon generell eine Herausforderung unserer Gesellschaft, betonte Kurz. Auch während der Pandemie sei es vor allem wichtig, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten. Als mögliche Maßnahmen zählte er unter anderem bauliche Einrichtungen wie Plexiglasscheiben, gute Hygiene, Besuchskonzepte und gezielte Testungen auf. Aber auch ein "stärkeres Bewusstsein in unserer Gesellschaft" für die Alterseinsamkeit gelte es zu schaffen.

Dort schloss auch Gesundheits- und Sozialminister Anschober an. Auch für ihn ist Zusammenhalt in der Gesellschaft der Schlüssel. Den vor allem in den Städten verändere sich die Lebensstruktur - etwa durch die zunehmende Mobilität - mehr und mehr. "Unser Leben ist weiter auseinandergerissen", so der Sozialminister. Auch Anschober sprach die teils schon geschaffene Möglichkeit von besonders geschützten Zugängen in Alters- und Pflegeheimen an.

Auf freiwilliges Engagement setzt die auch für den Zivildienst zuständige Ministerin Köstinger. Gerade in Zeiten der Pandemie sei es wichtig, Ehrenamtliche einzusetzen sowie Nachbarschaftshilfe stärker in den Fokus zu rücken. Natürlich sei dies aber auch - vor allem in Zeiten steigender Infektionen - mit "gewisser Angst" verbunden, merkte Köstinger an.

„Soziale Pandemie"

Die derzeitige Seniorenratspräsidentin Ingrid Korosec (ÖVP) betonte wie auch die anderen Teilnehmer, dass es sich bei Alterseinsamkeit um ein grundsätzliches Thema handle. "Wir müssen aufpassen, dass sich diese Einsamkeit nicht zur sozialen Pandemie entwickelt", warnte sie zudem. Gemeinsamkeit statt Einsamkeit sei das Wichtigste zum Gesundheitserhalt und zur Wiedergesundung, betonte der Präsident des Behindertenrats, Herbert Pichler.

(APA)

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