Coronakrise

Kartoffelindustrie: "Belgier sollen doppelt so viele Pommes frites essen"

Pommes frites, Belgien, Kartoffelindustrie
Pommes frites, Belgien, Kartoffelindustrieimago images/Panthermedia
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Die Erdäpfelpreise fielen während des belgischen Lockdowns von einem auf den anderen Tag fast auf Null. Der Verband der kartoffelverarbeitenden Industrie (Belgapom) ruft zu mehr Konsum auf - die Belgier folgen.
 
 

Die Coronakrise hat die belgische Kartoffelindustrie umgegraben: Landwirte und Unternehmen hätten herbe Verluste erlitten, sagte Romain Cools vom Verband der kartoffelverarbeitenden Industrie (Belgapom).

Belgien ist Branchenangaben zufolge der weltgrößte Exporteur von tiefgekühlten Kartoffelprodukten wie Pommes frites. Der Jahresumsatz der kartoffelverarbeitenden Industrie beträgt rund zwei Milliarden Euro. Zuletzt hatte die Produktion jährlich Rekordwerte gemeldet - bis zur Coronakrise. In der Zeit von 14. März bis 8. Juni waren die Restaurants und Gaststätten in Belgien geschlossen - der Kartoffelindustrie brach ein Hauptabnehmer weg, die Erdäpfelpreise fielen von einem auf den anderen Tag fast auf Null.

Während der Schließzeit habe die Branche in Belgien etwa 3,9 Milliarden Euro verloren, heißt es. Einige Unternehmen mussten die Produktion von Pommes, Kroketten und anderen Kartoffelprodukten vorübergehend einstellen und trotz staatlicher Hilfen Mitarbeiter entlassen.

Auch für die Zukunft zeigte sich der Verband zurückhaltend. Restriktive Maßnahmen im internationalen Lebensmittelsektor würden erneut einen großen Einfluss auf Nachfrage und Produktion haben, sagte Cools. Zwar gebe es erste Zeichen der Erholung, die Produktion werde bis Jahresende aber voraussichtlich nur etwa 80 Prozent des Vor-Corona-Niveaus erreichen.

Gestiegene Chips-Käufe gleichen Verluste nicht aus

Zwar seien in der Coronakrise mehr Speisekartoffeln sowie Kartoffeln für die Chips- oder Snackproduktion verkauft worden, sagte Cools. Diese machen aber nur einen Bruchteil des Marktes aus. Mehr als sieben von zehn Kartoffeln in Belgien werden zu Pommes frites oder Kroketten verarbeitet, der Großteil geht an Restaurants und Gaststätten.

Wegen der monatelangen Gastro-Schließung gingen die Lager fast über: Auf zwei bis drei Millionen Tonnen schätzt Cools das Angebot, das in Belgien, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland auf den freien Markt schwappte. Um die Vorräte loszuwerden, exportierten viele Landwirte günstig nach Osteuropa oder Afrika, verschenkten sie an Hilfseinrichtungen, nutzten sie als Viehfutter oder als Energiepflanze. In Belgien rief Belgapom die Bürger dazu auf, den Pommes-Verzehr zu verdoppeln.

Belgier folgen dem Appell zum Pommes-Konsum

Nach Angaben des Gastroverbands Horeca kamen die Belgier dem Appell offensichtlich nach. Pommes-Bestellungen seien in die Höhe geschossen, teilte eine Verbandssprecherin mit. Zugleich betonte sie: „Es gab keine Pommes-Knappheit - nicht damals, nicht heute."

Während des Lockdowns seien Essenslieferungen und Essen zum Mitnehmen für Restaurants und Bistros die einzige Möglichkeit gewesen, noch Geld einzunehmen. „Viele Menschen haben Pommes bestellt, denn jeder kennt einen Fast-Food-Laden in der Nähe - und wir Belgier sind sehr stolz auf unsere Pommes frites.“ Dennoch hätten diese Verkäufe die Einbußen keinesfalls ausgleichen können, heißt es.

(APA/dpa/red.)

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