Literaturstreit

Zu rechts? Fischer Verlag trennt sich von Autorin Monika Maron

Monika MARON, Deutschland, Schriftstellerin, Autorinauf der Buchmesse in Frankfurt / Main
Monika MARON, Deutschland, Schriftstellerin, Autorinauf der Buchmesse in Frankfurt / Main(c) imago images/Sven Simon (imago stock&people via www.imago)
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Die aus der DDR stammende Autorin äußerte sich seit der Flüchtlingswelle zunehmend kritisch zu Zuwanderung und Islam. Nun veröffentlichte sie Essays in einem in der rechten Szene beliebten Verlag.

In der DDR-Zeit, als die Schriftstellerin Monika Maron in ihrem Land nicht veröffentlichen durfte, fand sie vor 40 Jahren beim S. Fischer Verlag eine publizistische Heimat. Diese Zusammenarbeit hat der Verlag nun beendet. Warum?

Glaubt man der 79-jährigen deutschen Autorin Monika Maron, ist der Grund, dass sie „politisch zu unberechenbar“ und „ein Risiko für den Verlag sei. Das habe sie vom Verlag ausgerichtet bekommen, antwortete die Autorin auf eine Anfrage der „Süddeutschen Zeitung“.

Fischer nennt Kooperation mit Antaios als Grund

Aus dem Mund der ebenfalls von der Zeitung befragten Verlagsleiterin von S. Fischer, Siv Bublitz, klingt das freilich anders: „Autorinnen und Autoren dürfen und müssen auch provozierend und unberechenbar sein", so Bublitz. Der einzige Grund sei gewesen, dass Maron zuletzt in einem Verlag - dem Buchhaus Loschwitz - einen Essayband veröffentlicht habe, der mit dem rechten Antaios Verlag kooperiere.

„Besonders problematisch ist für uns das Umfeld des Antaios Verlages, mit dem das Buchhaus Loschwitz kooperiert“, so Bulitz. „Zu dessen Programm gehören zahlreiche Bücher, die völkisch-rassistische Positionen vertreten. Mit völkischen und rassistischen Diskursen will der S. Fischer Verlag nicht assoziiert werden, auch nicht mittelbar. Die Diktatur des Nationalsozialismus hat die Geschichte und Tradition unseres Hauses geprägt“, so Bublitz.

Kubitscheks Verlag vertreibt Marons Essayband

Das Buchhaus Loschwitz, das Marons Band mit gesammelten Essays aus drei Jahrzehnten („Krumme Gestalten, vom Wind gebissen") veröffentlicht hat, ist ein Verlag in Dresden, der von der Buchhändlerin Susanne Dagen geleitet wird. Dagen ist eng mit Autoren vernetzt, die sich im Umfeld der Flüchtlingskrise kritisch zur Zuwanderung äußerten - der prominenteste darunter ist der Dresdner Autor Uwe Tellkamp.

Dagen ist aber auch eng vernetzt mit dem AfD-nahen Verleger Götz Kubitschek, in dessen Antaios Verlag Schriften rechter und rechtsextremer Autoren erscheinen. Die Zusammenarbeit betrifft auch direkt Marons Buch: Denn für die Schriftenreihe „Exil“, in der der Band erschienen ist, hat der Antaios Verlag den Vertrieb übernommen. Kubitschek leitet auch das "Institut für Staatspolitik“, das sich im Netzwerk der "Neuen Rechten“ um eine Vordenker-Rolle bemüht. Dass Antaios den Vertrieb ihres Buches übernommen hat, habe sie nicht gewusst, sagte Maron zur Zeitung „Die Welt“.

Monika Maron gibt an, den Essayband nur deswegen anderweitig veröffentlicht zu haben, weil S. Fischer zu einem Band mit gesammelten Essays nicht bereit gewesen sei. Offenbar zögerte der Verlag anfangs, was Maron zur Zusage an das Buchhaus Loschwitz bewog. Doch in der Vorschau für das Frühjahr 2021 der Essayband bereits angekündigt. Laut Maron soll er dort aber nicht erscheinen.

(sim)

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