Kunstlicht

Das süße Orgienmysterium der Billie Eilish

Billie Eilish stiehlt und frisst sich durch ein Lockdown-Kaufhaus.
Billie Eilish stiehlt und frisst sich durch ein Lockdown-Kaufhaus.Youtube
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Das Düster-Pop-Mädchen der Stunde zitiert in seinem neuen Song Descartes – und denkt im neuen Video so gar nicht daran, viel zu denken.

Versteht kein Mensch, was der Text bedeuten soll – dafür bekommt man ihn nicht mehr aus dem Ohr und ist er, vor allem in Kombination mit dem Bewegtbild dazu – ich sage nur Text-Bild-Schere – wahrscheinlich genau deswegen so großartig: „I'm not your friend or anything/damn, you think that you're the man/I think, therefore, I am“. Dazu folgt man einem Mädchen auf den sportbeschuhten Fuß, das mit wunderschönem Gesicht, neongrün-schwarzen Haaren und in unförmiger Kleidung durch ein völlig leeres Kaufhaus läuft und tanzt. Und sich dazu alles mit allergrößtem Spaß am Tabubruch in den Mund stopft, was es an bösem Fast Food so erwischen kann in den verlassenen Fressbuden – Brezel, Chips, Limonade, Donuts, Pommes. Am Ende scheint sie ein Wachmann entdeckt zu haben, und sie flüchtet. Mit herzig diabolischem Grinser in die Kamera und dem ganzen Futter in den Armen, was sonst.

Billie Eilish ist das, mit ihrem gerade veröffentlichten neuen Song und Video „Therefore I am“. Eilish ist der schrägste Superstar der vergangenen Jahre, mittlerweile auch schon 18 Jahre alt.

Mit ihrem ausgefeilten (ewig lange Kunstnägel!) Styling-Spiel zwischen (konventionell) schön und hässlich, ihrer verschatteten, irgendwie porösen Stimme, die Kryptisches von sich gibt, ist sie das Dunkelste, was US-Mainstream-Pop momentan so zulässt. Unterstützt in diesem Image von Stimmen, die sie auf den sozialen Medien als „satanistisch“ (watch out, Marina Abramovic!), zumindest aber fett (Body Shaming zum Gähnen) geißeln.

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