Ein Papier, das Sloweniens Regierungschef zugeschrieben wird, propagiert Bosniens Zerschlagung.
Hat Janez Janša das Ziel, die Auflösung Jugoslawiens während des slowenischen EU-Ratsvorsitzes zu vollenden? Seit Tagen kursieren Berichte über ein angebliches Non-Paper, welches Sloweniens Regierungschef dem Präsidenten des Europäischen Rates, Charles Michel, überreicht haben solle. Dieses schlage die Schaffung eines Großserbiens, eines Großalbaniens, eines Großkroatiens und Bosnien und Herzegowinas Ende vor.
Als „Non-Paper“ bezeichnet man ein Dokument, das diskret heikle Fragen ausloten soll, über die man nicht öffentlich reden kann oder will; sozusagen ein politischer Versuchsballon in Papierform. Dieser explodierte mit lautem Knall. Sloweniens Botschafterin in Sarajewo wurde vom Staatspräsidium zum Rapport einbestellt, um zu erklären, was genau es mit diesem Papier auf sich habe. Sloweniens Präsident, Borut Pahor, beteuerte wiederum, er war und bleibe stets ein „Befürworter Bosniens und seiner territorialen Integrität“. Aus einem vertraulichen Treffen Pahors mit den drei Präsidiumsmitgliedern Anfang März war gesickert, Pahor habe erklärt, in der EU seien manche der Ansicht, die Westbalkanstaaten könnten erst dann der EU beitreten, wenn der Zerfall von Jugoslawien vollendet sei. Pahor verneinte dies.