Staatsoper

Spiel mit dem Feuer des Eros

Christine Pichler
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Gefährliche Leidenschaften, betörende Musik locken zu Monteverdis Oper „L’incoronazione di Poppea“, bald in der Staatsoper zu erleben.

Karneval in Venedig 1642/43. Doch dem Kapellmeister des Markusdoms, Claudio Monteverdi, seines Zeichens Priester, war anscheinend nicht zum Feiern zumute. In Europa tobt der 30-jährige Krieg, ganze Landstriche sind entvölkert. Monteverdi selbst hat Schweres erlitten, früh verlor er seine Frau und einen seiner Söhne durch die Pest. Auch der 76-jährige Musikpionier hat nicht mehr lang zu leben, er stirbt im November 1643. Doch der Erfolg ist Monteverdi immer treu geblieben, und das erfährt er an diesem Tag im Fasching, in dem er mit seiner Oper „L’incoronazione di Poppea“ dem Publikum seiner Zeit einen Spiegel voller grimmiger Bilder seines Textdichters Giovanni Francesco Busenello vorhält – eingehüllt in die betörendste Musik. „Poppea“ ist die wahre Geschichte einer schönen Römerin, die Kaiser Nero sich zur Geliebten erwählte. Doch Poppea war mit dem Feldherrn Ottone verheiratet, sie verließ ihn, und auch der Despot Nero verstieß seine Gattin Ottavia. Poppeas Glück währte nicht lang, Nero trampelte die Schwangere zu Tode. Das schreckliche Ende fehlt aber in der Oper. „Weil jeder im Pu­­blikum Bescheid wusste, was passiert“, sagt der spanische Dirigent Pablo Heras-Casado. Er wird nicht nur die Wiener „Poppea“ dirigieren, sondern auch den Monteverdi-Zyklus der Staatsoper mit „L’Orfeo“ und „Il ritorno d’Ulisse in patria“. Ferner bringt Heras-Casado bei den Barocktagen in Melk Monteverdis „Marienvesper“ heraus.

Grausame Bilder. Das Monteverdi-Hochfest in all seinem Schillern zwischen dem Sakralen und dem Weltlichen wird der Concentus Musicus zelebrieren, der bei „Poppea“ erstmals in der Staatsoper musiziert. Die Inszenierung gestaltet Jan Lauwers, der das Werk bereits 2018 bei den Salzburger Festspielen he­­rausgebracht hat. Lauwers’ Needcompany war oft in Wien zu Gast. Barockoper statisch und würdig, das ist nichts für den belgischen Cross-over-Meister. Er zeigt die grauenhafte Kulisse, vor der „Poppea“ stattfindet, mittels Tanz und Motiven aus der Barockmalerei: Ein opulentes Schauspiel, das in manchen an einen Klassiker aus dem Jahr 1988 erinnert: „Ottone, Ottone“ von Anne Teresa De Keersmaeker, die zu Monteverdis „Poppea“-Musik ein ekstatisches Treiben voller Lust, Gier und Intrige entfachte.

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