Oper

Anna Netrebkos Metamorphose in Verona

Ph. Elevi
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In der Arena von Verona gibt es heuer statt üppiger Bühnenbilder Projektionen, Museen stellten dafür Fotos bereit. Anna Netrebko demonstrierte mit Puccinis „Turandot“, wie gut das geht.

Wer Franco Zeffirellis märchenhafte Inszenierung der „Turandot“ aus den vergangenen Jahren erwartet hatte, wurde enttäuscht. Die Stiftung „Arena di Verona“ wählte für dieses Jahr einen neuen Weg und ersetzte Zeffirellis üppiges Bühnenbild durch eine künstlerische Lösung von Michele Olcese, die lediglich auf Bildprojektionen setzt.
Zu diesem Zweck ist man mit dem Museum für chinesische Kunst und Ethnographie in Parma eine Kooperation eingegangen. So ist es nun möglich, die Opernaufführung mit Bildern ausgewählter Kunstgegenstände des Museums zu illustrieren. Das gelang geschmackvoll, erweckte aber einen vergleichsweise schlichten Eindruck – also so ziemlich das Gegenteil dessen, was erfahrene Besucher der Arena erwarten.

Doch deren Erstaunen über den ungewohnten Mangel an optischer Opulenz war spätestens mit dem Auftritt Anna Netrebkos im zweiten Akt vergessen: Schon mit den ersten Tönen von „In questa reggia“ ließ die Diva keinen Zweifel daran, dass sie in optimaler stimmlicher Verfassung war: Akustisch herrschte ab diesem Moment höchste Zufriedenheit.
Dank fehlender inszenatorischer Ablenkung durfte sich Netrebko ganz auf die emotionale und psychologische Gestaltung ihres Monologes mit musikalischen Mitteln konzentrieren. Fast melancholisch mit weichem, etwas dunklerem Timbre begann sie die Geschichte von Prinzessin Lou-Ling zu erzählen – zugleich auch die Geschichte ihrer eigenen Ängste. Die schrittweise emotionale Eskalation beim Bericht über den grausamen Tod der Prinzessin entfaltete die Netrebko vollkommen natürlich: In gewaltiger dynamischer Steigerung schwang sich der Sopran unter Beimischung (edel)metallischer Farben mühelos über die durch den ehemaligen Chailly-Assistenten Jader Bignamini kaum gebremsten Wogen des großen Puccini-Orchesters.

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