Josefstadt

Ein Schnitzler voller Liebelei, Judenhass und Zionismus

Alexander Absenger als Georg von Wergenthin und Alma Hasun als Anna Rosner.
Alexander Absenger als Georg von Wergenthin und Alma Hasun als Anna Rosner.imago images/SEPA.Media
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Als Auftragsarbeit hat Susanne Wolf den unter Kitschverdacht stehenden Roman „Der Weg ins Freie“ dramatisiert. Regisseur Janusz Kica gab dem Ensemble freie Bahn, das zu spielen, was es wirklich gut beherrscht: die elegante Welt von gestern.

Arthur Schnitzlers Roman „Der Weg ins Freie“ hat seinem Kollegen Hugo von Hofmannsthal offenbar nicht gefallen. Er habe das Buch halb zufällig, halb absichtlich in der Eisenbahn vergessen, steht brutal in einem Brief. Dagegen hätte Schnitzler zumindest einwenden können, dass sein einziges voluminöses Prosawerk, das 1908 erschien und kurz vor der Jahrhundertwende spielt, sein erfolgreichstes wurde. Wer von diesen Großen der Wiener Moderne und des Fin de Siècle hat die besseren Argumente?

Für Hofmannsthal spricht, dass die Liebeleien des (Anti-)Helden Georg von Wergenthin scharf am Rand des Kitsches vorbeischrammen: ein fescher Baron unter ihn anhimmelnden Frauen, der sich der Verantwortung entzieht und es just Freiheit nennt. Doch zumindest die Salongespräche über den damals blühenden Antisemitismus, die aufkeimende Idee des Zionismus und die Radikalisierung zur Zeit des Bürgermeisters Karl Lueger waren doch hochaktuell? Ja, aber diese Parallelaktion wird dem Schlüsselroman etwas thesenhaft beigemengt.

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