Mediennutzung

Halb Österreich informiert sich (nicht) täglich über Corona

Das Interesse an Corona hat nachgelassen.
Das Interesse an Corona hat nachgelassen.(c) REUTERS (ANDREW KELLY)
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Die Berichterstattung zu Corona verfolgen immer weniger Menschen. Viele nicht Impfbereite bewerten Nachrichten als einseitig und oberflächlich.

Die Berichterstattung über die Corona-Pandemie stößt auf immer weniger Interesse. Fast die Hälfte der österreichischen Bevölkerung (45 Prozent) informierte sich im August laut einer Befragung nicht täglich. Der Anteil stieg gegenüber April um mehr als das Doppelte an, wie am Mittwoch präsentierte Daten des Gallup-Instituts in Kooperation mit dem Medienhaus Wien zeigen. Nicht impfbereite Personen lehnen zudem zu großen Teilen Regierungskampagnen zum Thema Corona ab, was wohl keine große Überraschung ist. Spannender ist das Thema „vertrauenswürdige Quellen“.

Das Institut erhebt seit Ausbruch der Pandemie im März 2020 regelmäßig die Stimmungslage sowie die Mediennutzung in der Coronakrise. Für die aktuelle Umfrage - mittlerweile die 8. - wurden 1.000 Personen zwischen 11. und 13. August befragt. Sie ist repräsentativ für die webaktive Bevölkerung ab 16 Jahren. Im Zentrum standen diesmal Fragen rund um die Corona-Impfung und auch (erstmals) den Klimawandel.

Nicht Impfbereite fühlen sich schlechter informiert

74 Prozent der Bevölkerung fühlen sich sehr gut oder gut über die Coronapandemie informiert und damit rund fünf Prozent weniger als bei den beiden vorangegangenen Erhebungen. Bei nicht impfbereiten Personen ist der gefühlte Informationsstand schlechter: 60 Prozent meinen, sie seien sehr gut oder gut im Bilde. Hinsichtlich Informationen zur Impfung fühlen sich Impfverweigerer zu 52 Prozent sehr gut oder gut informiert.

Dabei zeigt sich, dass nicht impfbereite Personen besonders oft vermeiden, aktiv Corona-Nachrichten zu rezipieren. 62 Prozent verzichten sehr häufig oder häufig bewusst auf diese. Bei bereits geimpften oder impfbereiten Personen sind es 31 Prozent. Als Ursache führt Andrea Fronaschütz, Leiterin des Gallup-Instituts, den Faktor Vertrauen ins Treffen. Rund die Hälfte der Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, vertraut den Medien nicht und erachtet Nachrichten als einseitig und oberflächlich. "Verweigerer meinen, sie hätten keine vertrauenswürdige Quelle", so Fronaschütz.

Teils Abwehrreflex bei Inseraten

Die Informationskampagne der Bundesregierung zum Thema erreicht zwar auch nicht impfbereite Personen (62 Prozent), stößt aber auf wenig Gegenliebe. Nur 25 Prozent halten die Kampagne für sinnvoll, 15 Prozent für nützlich. Für 63 Prozent der nicht Impfbereiten stellt sie eine Verschwendung von Steuergeldern dar. "Bei Impfverweigerern kommt man auf diesem Weg praktisch nicht mehr an", konstatierte Medienhaus-Wien-Geschäftsführer Andy Kaltenbrunner. Teils seien die Inserate auch kontraproduktiv, da sie einen Abwehrreflex hervorrufen. Kaltenbrunner empfiehlt, bei den Kommunikationsmitteln auf neue Wege zu setzen. Jedoch seien Einschaltungen für Menschen, die nur verunsichert sind, weiterhin "sicher noch sinnvoll".

Klimawandel: Viele fühlen sich schlecht informiert

Erstmals erhob das Gallup-Institut Daten über das Interesse am Klimawandel und die diesbezügliche Mediennutzung. Dabei zeigt sich, dass 23 Prozent der Befragten ein sehr großes und 47 Prozent ein eher großes Interesse am Thema haben. Sehr gut informiert fühlen sich jedoch nur 15 Prozent, 38 Prozent eher gut. Dass sich somit knapp die Hälfte der Bevölkerung mittelmäßig bis gar nicht gut über den Klimawandel informiert fühlt, sei ein "großer Auftrag an Medienhäuser", so Fronaschütz. Quer durch die Bevölkerung herrsche hohe Nachfrage nach besserer Information.

Dass heimische Medien zu wenig über den Klimawandel berichten, sehen 37 Prozent der Befragten so. Überdurchschnittlich sind hier jüngere Personen, Personen mit hohem Bildungsabschluss, Sympathisanten der Grünen und Frauen vertreten. 36 Prozent meinen, es passt, wie es ist, 18 Prozent wollen weniger Berichterstattung zum Thema. Dabei stechen vor allem FPÖ-Sympathisanten hervor.

TV und soziale Medien als Informationsquelle

Als Informationsquelle zum Thema Klimawandel nutzen die Befragten zu zwei Drittel ihre Fernsehgeräte, knapp die Hälfte setzt auf Zeitungen (gedruckt und online), ein Drittel vertraut auf Radio. 23 Prozent nutzen sozialen Medien zur Informationsbeschaffung. "Für Menschen unter 30 Jahren sind soziale Medien aber mittlerweile die wichtigste Quelle", sagte Kaltenbrunner, wobei natürlich auch Auftritte herkömmlicher Medienhäuser auf Social Media hierzu zählen. Einmal mehr dränge sich damit die Zukunftsfrage auf, wie diese Kanäle optimal bespielt und somit junges Publikum erreicht werden könne, so der Medienhaus-Wien-Geschäftsführer.

Abstand habe man bei dieser "Nullmessung" davon genommen, einzelne Medientitel miteinander zu vergleichen. Man brauche "robustere Fallzahlen", so Fronaschütz. Sobald diese vorliegen, sollen etwaige Unterschiede in der Klimawandelkommunikation aber aufgezeigt werden. "Sehr allgemein gesagt, sehen wir aber schon eine Differenzierung zwischen Qualitätsmedien und Boulevardmedien im weiteren Sinne", verriet Kaltenbrunner. So dürften etwa öffentlich-rechtliche Medien auf mehr Zuspruch und Glaubwürdigkeit beim Thema Klimawandel kommen.

>> Teile der Studie sind hier abrufbar

(APA/red.)

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