Oper

Alle Gefühle des Zaren, auch ohne Regie

Barbara Pálffy / Volksoper Wien
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Mussorgskis „Boris Godunow“, konzertant an der Volksoper.

Sie hätte ein später Höhepunkt der Ära Robert Meyer werden können: Peter Konwitschnys bereits 2016 in Nürnberg gezeigte Inszenierung des „Boris Godunow“, einer „Volksoper“ im Wortsinn. Doch gerade die Massenszenen machten einen Strich durch die Rechnung: Wochenlanges szenisches Proben mit Chor, Zusatzchor plus Kinderchor wurde als unverantwortbar in Pandemie-Zeiten angesehen. So kam nur eine konzertante Version zur Premiere, für die Dirigent Jac van Steen die ohnehin schon knackige Urfassung noch weiter kürzte.

Mussorgski hatte ja mit seiner ersten Version von 1869 keinen Erfolg, sie klang manchen „zu europäisch“, und es fehlte eine starke Frauenperson, was mit dem später hinzugefügten Polenakt behoben wurde. Zusätzlich überarbeitete Nikolai Rimski-Korsakow die Partitur mehrfach. Heute wird aber gern der „Ur-Boris“ rehabilitiert. Dieser konzentriert sich stark auf die Hauptfigur und deren Gewissenskonflikte. Albert Pesendorfer drückte mit seinem (im positiven Sinn) wuchtigen, in allen Lagen wohltönenden Bass alle Gefühle, die Boris durchläuft, aus, zeigte ihn als resoluten Herrscher wie als gebrochenen und zweifelnden Menschen, hochemotional vor allem im Dialog mit Sohn Fjodor (auf den Punkt: Ghazal Kazemi) und Tochter Xenia (gefühlvoll, die Reinheit stimmlich wie darstellerisch betonend: Elisabeth Schwarz).

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