Kulturpolitik

Ein Kollektiv übernimmt das Schauspielhaus

PID/Markus Wache
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Die Wiener Mitteltheater Schauspielhaus, Werk X und Dschungel bekommen 2023 neue Leitungen. Alle setzen dezidiert auf Geschichten.

Mit Ausnahme des Rabenhoftheaters geht es den von der Stadt geförderten mittelgroßen Theaterbühnen in Wien nicht gut: Nicht erst seit Corona sind die Besucherzahlen oft erschreckend gering, dazu kommt neuerdings die Konkurrenz des Volkstheaters, das unter Kay Voges – bisher mit wenig Publikumszuspruch – auch auf Off-Theater-Spielwiesen grast.

Zwei wichtige Mittelbühnen, das Werk X (mit zwei Spielstätten: am Petersplatz und am Schöpfwerk in Meidling) und das Schauspielhaus, dazu das Kindertheater Dschungel hat Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler nun neu besetzt. Sie ist den einstimmig gefassten Vorschlägen einer Jury gefolgt, sieht das Ergebnis als „konsequente Fortführung“ der 2003 begonnenen Wiener Theaterreform und erwartet sich „Theater, das so vielfältig ist wie die Menschen dieser Stadt“.

Eine „Vielfalt von Herkünften“, dazu Diversität in Religion und sexueller Orientierung, so der Hamburger Regisseur Tobias Herzberg, zeichne auch das vierköpfige Kollektiv aus, das ab 2023/24 das Schauspielhaus leiten soll: Neben ihm sind das Marie Bues aus Unterfranken, Martina Grohmann aus Mödling, Mazlum Nergiz aus der Türkei. Sie wollen auf die „Kraft des Geschichtenerzählens“ vertrauen, so Nergiz, dessen Stück „Coma“ über sexuelle Gewalt unter Männern im Jänner im Schauspielhaus uraufgeführt wurde. Dieses soll laut Jury seiner Ausrichtung als Autorentheater treu bleiben.

Werk X: Programmatische Öffnung?

Auch die Berlinerin Esther Holland-Merten, die das Werk X übernimmt, will auf Geschichten setzen und dabei „weniger über Menschen erzählen, als sie erzählen lassen“ und, wohl vor allem am Schöpfwerk, „auf die Menschen der Umgebung zugehen“. Klingt nach einer programmatischen Öffnung des Werk X, das sich unter seiner derzeitigen Führung recht eng als „Verhandlungsraum zentraler gesellschaftlicher Gegenwartsfragen für progressive und politisch engagierte Künstler*innen“ definiert. Holland-Merten hat an Theatern in Chemnitz und Leipzig gearbeitet, seit 2013 ist sie in Wien, seit 2017 leitet sie die „performing arts“ im WUK.

Dass Anna Horn, die zukünftige Leiterin des Kindertheaters Dschungel (im Museumsquartier), ebenfalls eine „Vielheit der Geschichten“ verspricht, hat bei der Vorstellung im Wiener Rathaus schon nicht mehr gewundert. Horn stammt aus München und hat bereits diverse Theaterschienen für Kinder und Jugendliche in Berlin, Köln und München geleitet. Seit 2019 ist sie stellvertretende Leiterin des Burgtheaterstudios.

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