Staatsoper

Wotan geht: Generationwechsel im "Ring"

Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
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Wagners „Siegfried“, großteils neu besetzt, an der Staatsoper: trotz einzelner Schwächen ein erfrischender Abend.

Intimfeinde sind sie, zelebrieren ihren zärtlichen Hass: Alberich und der zum Wanderer gewordene Wotan bei ihrer Wiederbegegnung vor Fafners Neidhöhle. Dabei prallten diesmal auch sängerisch komplementäre Welten aufeinander. Jochen Schmeckenbecher ist und bleibt ein Nibelung von geradezu gestikulierender Deutlichkeit im Vortrag: Zorn, Grimm und Häme sind stets wichtiger als die exakten Noten oder gar eine kantabel gedachte Gesangslinie. Das macht, zusammen mit entsprechender Kraftentfaltung, düsteren Eindruck – auch wenn dadurch etwas verloren geht. Der respektable Hausdebütant Simon Neal dagegen formt die Partie des Wanderers mit gleichmäßig modellierten Phrasen durch alle Lagen, gerade im Vergleich zu John Lundgren, den er nun im „Siegfried“ ersetzt hat. Doch auch hier bleiben Wünsche offen – in Sachen Prägnanz und Größe. Welche Stimme könnte all das vereinen?

„Siegfried“, der zweite Tag des „Ring“, gilt als dessen märchenhaft-heiteres, leichtes Intermezzo – wenn dieses auch über viereinhalb Stunden dauert und mit einem orchestral massiven Finale bedacht ist. Inhaltlich besiegelt das Werk einen Generationswechsel: Wotan tritt als Akteur ab, freilich weit weniger rühmlich, als er sich das je vorgestellt hat – ein Schicksal vieler Firmenchefs. Ein Generationswechsel findet auch in diesem Wiener „Ring“-Zyklus statt. Etwa mit dem Schweden Michael Weinius als Siegfried: Einen so robusten, expansionsfähigen Heldentenor wie Stephen Gould besitzt er nicht, auch wenn er ihm äußerlich ähneln mag – eher einen Zwischenfachtenor mit genügend dramatischen Reserven und nicht verlorener lyrischer Grundierung.

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