Im Gespräch

Pianist Pogorelich: „Die Leute waren fasziniert von mir“

AFP via Getty Images
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Der Pianist im Gespräch über die Schattenseiten seines frühen Weltruhms, falschen Geniekult und das Stück von Chopin, das er im Wiener Konzerthaus spielt.

Ivo Pogorelich war 18, als er seiner neuen Klavierlehrerin mitteilte, er würde sie heiraten. „Hör auf damit, ich bin doch glücklich verheiratet“, antwortete die 21 Jahre ältere Alisa Kezheradze. Er bestand aber darauf und sollte Recht behalten: Vier Jahre später ließen sie sich tatsächlich trauen und verließen die Sowjetunion, wo der Kroate seine Ausbildung genossen hatte. Im selben Jahr begann seine Weltkarriere mit einem Eklat. Als er beim Chopin-Wettbewerb 1980 nicht für die Endrunde zugelassen wurde, verließen vier Juroren protestierend das Preisgericht, darunter Martha Argerich, die ihn prompt als Genie bezeichnete.

„Ich gebe nichts darauf, als Genie bezeichnet zu werden. Wenn ich Brahms' Requiem höre und nicht weiß, woher diese Schönheit kommt – das ist Genie. Ich diene nur den Komponisten“, sagt der heute 63-Jährige im „Presse“-Gespräch. Argerichs öffentliche Genie-Bezeichnung mag er heute ablehnen, damals brachte sie ihm Weltruhm. „In Griechenland sagt man: ,Sei nicht zu gut aussehend, zu berühmt oder zu reich.‘ Ich hatte sehr jung von alledem etwas. Die Leute waren fasziniert von mir. Ich hatte die besten Fotografen der Welt, man verglich mich mit Mick Jagger. Das Einzige, was uns verband, war, dass wir beide sehr schlank waren.“

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