Wiener Festwochen

Festwochen-Ballett: Verschlungene Leiber, gereckte Faust

Nurith Wagner-Strauss
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„Kraanerg“, der moderne Klassiker von Iannis Xenakis mit dem Klangforum und choreografiert von Emmanuelle Huynh.

Gut geht die Sache jedenfalls nicht aus. Zuletzt liegt der Dirigent Sylvain Cambreling minutenlang scheinbar leblos auf seinem Podium, von einem Halbdunkel bedeckt, so wie das verstummte, zuvor noch famos dringliche Klangforum Wien. Möglich ist das, weil „Kraanerg“ mit einer jener Zuspielungen via Lautsprecher endet, die in Iannis Xenakis' modernem Klassiker aus dem geschichtsträchtigen Jahr 1968 breiten Raum einnehmen. Sie ließen sich problemlos als Soundtrack im Horror-Genre verwenden. Bei konzertanten Aufführungen können sie auch zu Aufmerksamkeitsverlusten führen.

Wird das Stück freilich, wie vorgesehen, als Ballett realisiert, verschwindet dieses Problem – so auch bei dieser Festwochen-Produktion. Emmanuelle Huynh setzt zwei Tänzerinnen und zwei Tänzer ein, in Schwarz wie sonst nur Cambreling, und lässt deren Körper zuletzt ein Monument mit emporgereckter Frauenfaust bilden. Gut möglich, dass der Dirigent ein notwendiges Opfer war im Scharmützel gegen die verknöcherten Autoritäten, gegen das, was gegenwärtig „alte weiße Männer“ heißt: Der Kampf geht weiter, das Publikum jubelt.

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