Bayreuther Festspiele

Dieser Siegfried verletzt den „Bro-Code“

Daniela Köhler als Brünnhilde.
Daniela Köhler als Brünnhilde.Bayreuther Festspiele / Enrico Nawrath
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In „Siegfried“ bekommt Andreas Schager als komasaufender Titelheld im jungen Hagen einen stummen Gefährten, den er dann angesichts der Brünnhilde von Daniela Köhler rasch vergisst: die bisher stärkste Idee von Valentin Schwarz inmitten eines Abends vieler, auch vokaler Schwächen.

Hagen hockt in Walhalls Saal an einem Krankenhausbett. Denn Fafner (Pflegestufe 6) konnte sich zwar den verwaisten Feudalsitz leisten, aber Gesundheit gibt’s halt noch nicht für Geld: Der Pate liegt im Sterben, und die Konkurrenz (Alberich, Wotan) kommt mit Blumen Besorgnis heucheln. Natürlich steht nichts davon im Libretto. Trotzdem: Mit der hinzuerfundenen stummen Rolle des jungen Mannes Hagen (Branko Buchberger) gelingt dem Regisseur Valentin Schwarz eine fesselnde Parallelführung zwischen Siegfried und seinem auf ähnliche, schlimmere Weise sozial verwahrlosten Gegenbild in dieser entmythologisierten „Ring“-Deutung.

Er ist das Goldkind aus dem „Rheingold“, der personifizierte Ring, ein Bruder Siegfrieds, der dann prompt und für eine Weile auch dessen „Brudi“ wird. Denn Hagen erkennt die Ähnlichkeit zwischen ihnen beiden, findet ein Vorbild in ihm, bewundert, wie Siegfried Fafner dann bis zum Infarkt treibt, worauf alle den Alten beinhart am Boden krepieren lassen. Siegfried verletzt Mime schwer, dem die Hausbar die Zunge gelöst hat, und in einem unheimlichen Rollentausch drückt der rasch lernende Hagen dem röchelnden Stiefvater des anderen in einem solidarischen Akt den Polster aufs Gesicht (man denkt an „Zwei Fremde im Zug“). Dass der Waldvogel Fafners wortkarge Krankenschwester ist und Siegfrieds Flöten-Misstöne seine ungeschickten Annäherungsversuche repräsentieren, sorgt für Heiterkeit.

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