Volksoper

Die Wiener Operette in TikTok-Zeiten

Annette Dasch als Vollblutmimin – sie spielt die Mätresse von König Ludwig XV.
Annette Dasch als Vollblutmimin – sie spielt die Mätresse von König Ludwig XV. [ Barbara Pálffy/Volksoper Wien ]
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Lotte de Beers Intendanz startete am Samstag mit „Die Dubarry“ – als Zeitreise samt integrierter Harald-Schmidt-Show.

Selfies, die in der Sekunde hochgeladen werden. Gespräche über einen „mega-süßen, super-heißen Typen“. Ein Handkuss, der mit „Leck mir nicht die Hand, du perverse Sau“ kommentiert wird. Und später eine Annäherung von König Ludwig XV. an seine Mätresse, die einem Talkshow-Interview zum Verwechseln ähnlich sieht. Ist es das, was Operette verjüngt? Die Intendanz von Neo-Volksopern-Direktorin Lotte de Beer startete am Samstag mit „Die Dubarry“, der Operette von Carl Millöcker respektive Theo Mackeben – wobei diese Fassung viele Väter und Mütter hat. Aber dazu später. Als erstes Haus für Operette möchte sich die nun rosafarbene Volksoper unter der neuen Prinzipalin einmal mehr empfehlen, für ein Genre also, das zuletzt oft dem Vorwurf des Antiquierten ausgesetzt war.

Regisseur Jan Philipp Gloger sucht die Lösung in einer Zeitreise, ironischen Brüchen und einer Kombination aus melodienseliger Wiener und teils greller Berliner Operette. Er lässt die Geschichte über die Geliebte von König Ludwig XV. im Heute starten und geht im Laufe des Abends immer weiter in der Historie zurück. Deshalb also Handy, TikTok und Gerede von Partnerplattformen im World Wide Web. Für die neue Textfassung zeichnen Dramaturgin Andrea Vilter, Jan Philipp Gloger und laut Programmzettel auch das Ensemble selbst verantwortlich. Zwar wirkt die Bearbeitung anfangs überdreht und teils ein wenig zu dick aufgetragen. All das, was die Handlung ins Heute holen soll, reibt sich jedoch weniger an der originalen Geschichte rund um die Verkäuferin, die zur Königsmätresse aufsteigt, als man annehmen könnte.

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