Volksoper

"Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral!"

Maurice Lengard führt bei der Neuaufführung der "Dreigroschenoper" Regie.
Maurice Lengard führt bei der Neuaufführung der "Dreigroschenoper" Regie.Christine Pichler
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In der Volksoper feiert die „Dreigroschenoper“ Premiere und gibt den Anstoß, die Darstellungsform zu hinterfragen.

Es braucht präzises Timing, um eine größere Bühnenrauferei zu inszenieren. Maurice Lenhard steigt zwischen den vorgeblich niedergeschlagenen Raufbolden auf der Bühne umher und gibt Regieanweisungen, um den Kampf besser durchzutakten, bevor die Schauspieler und Schauspielerinnen sich zum Chor erheben: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral!“ ist eine der so vorgetragenen Schlüsselzeilen aus Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“. Das berühmte Stück aus dem Jahr 1928, das ein moralisch verkommenes Bürgertum anklagt, feiert nun in einer Neuaufführung unter der Regie des 31-jährigen Lenhard Premiere. Es ist der erste Teil der hauseigenen „Manifesto“-Serie, die jungen wie auch erfahrenen Musiktheatermachenden die Chance geben will, das Wie und Warum dieser Form zu hinterfragen.

„Besonders in den Pandemiejahren haben wir uns immer öfter die Frage gestellt: Wie macht man Theater in einer Welt wie dieser?“, sagt Lenhard, der sich über die Möglichkeit der kollektiven Selbstreflexion freut. Am Prüfstand steht nicht nur die Darstellungsform, auch die Arbeitweise, die Nachhaltigkeit und die Vermittlungsarbeit des Musiktheaters. gehe sich vor dem Vorwurf zu schützen, einer Darstellungsform musealem Charakter anzuhängen. Am Ende jeder Produktion soll ein verschriftlichtes Manifest entstehen, als Denkanstoß für Publikum und Branche in gleichem Maße. Dabei ist „Manifest“ ein Begriff, der mehr verspricht, als er halten kann, das weiß auch Lenhard. „Ein kompletter Umbruch kann nicht der Anspruch sein. Die Reihe soll einfach nur Fragen sichtbar machen, die die gesamte Branche beschäftigen. So kann die Serie zumindest einen Anteil an einer möglichen Veränderung darstellen“, so Lenhard.

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