Der Mediator

Der Fall der Fußball-Götter in der Wüste

Skeptische deutsche Fans in Doha bei der für ihr Team bisher enttäuschenden Weltmeisterschaft.
Skeptische deutsche Fans in Doha bei der für ihr Team bisher enttäuschenden Weltmeisterschaft.(c) Imago/David Klein
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Wenn Kicker um die Weltmeisterschaft spielen, wie derzeit in Katar, werden auch Zeitungen manisch. Oder depressiv. Für ein paar Wochen scheint Patriotismus reine Tugend zu sein. Bis zur Ernüchterung. Dann stöhnen manche: „Sch. . .-WM!“.

Das österreichische Nationalteam gerät bei internationalen Fußballbewerben selten unter Zwang, Pflichtsiege heimzuholen. Ähnlich entspannt können das auch unsere Medien sehen: Die Schlagzeile „Wir sind Weltmeister!“ ist hierzulande zumindest für Kicker bisher unverbraucht. Aber es gibt mächtige Fußballnationen, für die es alle vier Jahre zu einer Schicksalsfrage wird, ob man den goldenen Pokal wieder nach Hause holt. Nur ein zweiter Platz für die Seleção? Schande!

Entsprechend emotional reagieren selbst seriöse Zeitungen auf Niederlagen oder Siege. Dann ist zumindest im Feld des Sports Nationalismus angesagt. Die WM in Katar mag politisch blamabel sein. Für Blattmacher wird sie zur manisch-depressiven Übung.

Sandsturm. Nehmen wir die Fútbol-Großmacht Argentinien. Was schreiben Zeitungen dort, wenn das Team um Superstar Lionel Messi Pech hat? Für „Diario Popular“ waren die eigenen Spieler „eine Schande“. Durch die Niederlage gegen Saudiarabien habe man sich „lächerlich gemacht“, so „La Razon“. Eine „Pleite in Katar“ sah „La Nacion“; das „Schicksal“ der Nation habe sich „verkompliziert“. Das Team sei in einen Sandsturm geraten. „Clarín“ gab dem 1:2 sogar globale Bedeutung: Das Saudi-Team habe „die Welt schockiert“. Die Gegenseite sieht es anders: „Saudiarabien schreibt Geschichte“, glaubt die „Saudi Gazette“.

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