Leitartikel

Die "Licht ins Dunkel"-Show ist nicht mehr zeitgemäß

Behindertenvertreter kritisieren die weihnachtliche Spendensammlung im ORF mit der Mitleidsmasche – und zwar zu Recht.

Im Vorjahr hat „Licht ins Dunkel“ 20,5 Millionen Euro an Spenden eingebracht. Das ist ein durchaus beeindruckendes Resultat der Hilfsbereitschaft der Österreicher und der Organisationsfähigkeit des ORF, sollte man meinen. Mehr als 300 Sozialprojekte, vor allem für Menschen mit Behinderung, wurden damit gefördert. Zudem werden Familien mit Kindern und Jugendlichen unterstützt, die unverschuldet in Not geraten. Kann man eine derart positive soziale Aktion kritisch betrachten oder gar ablehnen?

Man kann. Kritik kommt ausgerechnet von jener Seite, die von den Spenden profitiert. Die Online-Plattform „Andererseits“ – ein journalistisches Projekt rund um das Thema Behinderung – bringt in einer halbstündigen Dokumentation ihre Kritik an „Licht ins Dunkel“ vor. „Menschen mit Behinderung sitzen nicht im Dunkeln. Und sie wollen auch nicht jedes Jahr zu Weihnachten gerettet werden“, sagt die Moderatorin. Zu Wort kommt auch eine junge Frau, die von Licht ins Dunkel ein E-Bike bekommen hat, mit dem sie wesentlich mobiler wurde. Trotzdem empfindet sie es als unangenehm, „wie ein Bettler Geld einzuheimsen“.

Die Kritik wendet sich gegen die ORF-Sendung, hat aber in Wirklichkeit ein viel breiteres Thema im Fokus: Wie wird in der Gesellschaft Behinderung wahrgenommen und damit umgegangen? Vielfach dominiert da ein klischeehafter Zugang: Behinderte werden in einer Opferrolle gesehen und als „arm“ wahrgenommen. Alternativ dazu gibt es den Stempel „heldenhaft“ und für Angehörige die Punze „aufopferungsvoll“.

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