Staatsoper

Neue "Meistersinger": Hans Sachs blickt skeptisch

Staatsoper/Michael Pöhn
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Wagners „Meistersinger von Nürnberg“, 47 Jahre nach der letzten Premiere neu inszeniert von Keith Warner: Im Nachtblau zwischen Traum und Wirklichkeit, Kunst und Leben glänzt Charakterdarsteller Michael Volle.

„Wach auf!“ schmettert der Chor inbrünstig. Es ist der Moment einer großartigen Huldigung der Nürnberger an ihren populärsten Künstler. Sonnt sich Hans Sachs in dem Glanz, in den er da fröhlich gestellt wird? Nein, für ihn wird es finster. Die Szenerie verdunkelt sich schlagartig, die Festordner reißen die Stufen zum gerade erst installierten Sängerpodest auseinander, die sich wie eine Schere aufklappen lassen. Darunter kommt ein Familiengrab zum Vorschein: Hier ruht Sachsens Familie, hier wird er einmal selbst beerdigt sein. Seine verstorbene Frau, schon vorher fallweise präsent, geistert nochmals über die Bühne, während er trauernd an der Stätte niederkniet und die Erde mit Händen greift. Dem großartigen Michael Volle glaubt man jede Regung. Die Menge jubelt – und doch kann Sachs nicht anders als zu trauern: der überraschendste, stärkste, wohl auch bewegendste Bühnenmoment in dieser Neuproduktion der „Meistersinger von Nürnberg“, 47 Jahre nach der letzten Premiere, die Otto Schenk inszeniert hat, und 10 Jahre nach deren letzter Aufführung. 

Diese „Meistersinger“ sind, nehmt alles nur in allem, in Bogdan Roščićs szenischer Erneuerung des Wagnerrepertoires an der Staatsoper nach „Parsifal“ und „Tristan“ wohl die gelungenste und zugleich auch am wenigsten kontroversielle Arbeit. Am Ende gab es fast nur Jubel, wenn auch dem Regisseur Keith Warner vor allem von der Galerie etliche Buhs entgegenschallten. Philippe Jordan, schon zu Beginn und in den Zwischenakten herzlich gefeiert, durfte sich über etliche ihm zugeworfene Blumensträuße freuen – und bekam sogar vereinzelt Applaus aus dem Graben: keine Selbstverständlichkeit beim nicht unbedingt überschwänglichen Verhältnis zwischen Orchester und Musikdirektor, ein Posten, der nach Ablauf von Jordans Vertrag 2025 nicht nachbesetzt werden soll.

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