Martin Kušejs Tage als Direktor seien gezählt, heißt es im Vorfeld der Entscheidung, die Staatssekretärin Mayer nächste Woche verkünden will. Ist das gerecht? Was hat in seiner Ära gefehlt? Ein früher Rückblick.
Es ist heikel, zur Arbeit des amtierenden Direktor des Burgtheaters eine Zwischenbilanz zu ziehen. Aus mehreren Gründen. Martin Kušej erledigt diesen Job zwar seit September 2019, also seit drei Saisonen und gut drei Monaten der vierten Saison, aber der Kärntner Regisseur und Theatermacher agierte unter erschwerten Bedingungen. Anfang 2020, mitten in seiner ersten Spielzeit, begann sich die Corona-Pandemie lähmend auszuwirken; Ausnahmezustand allenthalben, besonders aber im Theater, für mehr als zwei Jahre. Wie soll man das bewerten?
Zudem könnte es leicht sein, dass aus dieser Zwischenbilanz noch vor Weihnachten eine endgültige Bilanz wird. Die Politik in Gestalt der zuständigen, von den Grünen installierten Staatssekretärin hat die Entscheidung über die Zukunft der Leitung des Burgtheaters im Gegensatz zu jener der Staatsoper lange hinausgezögert, mit folgenden erkennbaren Optionen: Verlängerung des Fünfjahresvertrages für Kušej um handelsübliche weitere fünf Jahre? Ein radikaler Neubeginn? Oder das in Österreich häufige Dahinwursteln mit einer Zwischenlösung, unter dem Motto: „Darf's ein bisserl weniger sein“?