Med-Uni Wien: Bewerberinnen bevorzugt

MedUni Wien Bewerberinnen bevorzugt
MedUni Wien Bewerberinnen bevorzugt(c) APA (Barbara Gindl)
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Die Auswertung des EMS-Tests für das Medizinstudium erfolgt in Wien heuer genderspezifisch. Das dürfte die Frauen begünstigen.

Jedes Jahr bewerben sich mehr Frauen als Männer für ein Medizinstudium – nach dem EMS-Aufnahmetest geht trotzdem stets die Mehrzahl der Plätze an die männlichen Kollegen. Im Vorjahr waren an der Med-Uni Wien 56 Prozent der Bewerber Frauen, sie ergatterten 43 Prozent der Plätze - immerhin geringfügig mehr als im Jahr davor. Künftig sollen es Bewerberinnen in Wien leichter haben: Wie DiePresse.com erfuhr, wird der Bewertungsschlüssel adaptiert. Die Auswertung des Tests, der Anfang Juli stattfindet, wird heuer genderspezifisch erfolgen.

Soll heißen: Anstatt wie bisher alle Ergebnisse, egal welchen Geschlechts, in einen Topf zu werfen und daraus die Rangliste zu machen, die über die Vergabe der Studienplätze entscheidet, wird nun differenziert: Aus den beim Test erzielten Punkten wird jeweils ein Mittelwert für Frauen und für Männer errechnet. Anhand dessen werden die Ergebnisse angepasst. Vereinfacht gesagt: Jene Gruppe, die im Schnitt schlechter ist, wird besser beurteilt.

Empfehlung des Testherstellers

Das sei also nicht automatisch ein Vorteil für die Frauen, heißt es von der Med-Uni. Würden die Männer schlechter abschneiden, würden diese von der neuen Auswertung profitieren, zumal die besten Ergebnisse vor zwei Jahren auch von Frauen waren. Es sei aber anzunehmen, dass die neue Bewertung eher die Frauen begünstige. Die Idee kommt schließlich auch aus dem Büro von Karin Gutierrez-Lobos, Vizerektorin für Lehre und Gender.

Die Med-Uni beruft sich bei der Bewertung auf eine Empfehlung des Schweizer Testherstellers. Die Adaptierung des Bewertungsschlüssel sei allerdings ein "work in progress", wo es grundsätzlich darum geht herauszufinden, warum Frauen schlechter abschneiden: Die Frage werde in Zukunft auch sein, wie man den Test anders gestalten könne, um die sogenannte "gender gap" zu verringern.

Innsbruck ohne neue Bewertung

Die Innsbrucker Med-Uni, die ebenfalls den EMS-Test verwendet, verzichtet auf diese Art der Bewertung. Dort war die Diskrepanz im Vorjahr auch nicht so eklatant wie in Wien. Zum ersten Mal war das Verhältnis im Vorjahr bei den Bewerbern mit österreichischer Matura annähernd ausgewogen. 136 Männern und 134 Frauen bekamen einen Platz. Allerdings waren wie an allen Standorten mehr Bewerberinnen angetreten.

In Graz wird ein anderer Test eingesetzt. Dort holten die Frauen im Vorjahr vergleichsweise stärker auf: 136 der 268 Studienplätze, die für österreichische Bewerber reserviert sind, gingen im Vorjahr an Frauen (51 Prozent). Weil 58 Prozent der Bewerber weiblich waren, lag ihre Erfolgsquote allerdings auch in Graz immer noch unter der der Männer.

(beba)

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