Wer rettet heute noch die Welt?

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Früher hatten Terroristen im Kino nichts zu lachen, wenn etwa ein Steven Seagal einmal dreinschlug. Heute ist das nicht mehr modern. Der Actionheld als Archetyp, ein Nachruf.

Die Welt steht noch. Genau, noch. Das Verdienst des Kinos ist das ja nicht mehr. Ja, in den 80ern und 90ern, da musste man sich keine Sorgen machen. Das Terroristenpack hatte nichts zu lachen, denn es gab sie: Testosteron in seiner reinsten Form, Actionhelden wie Schwarzenegger, Stallone, Willis. Oder die B-Liga Jean-Claude van Damme, Steven Seagal und Dolph Lundgren. Für solche Männer erfand man mit Hingabe Spitznamen wie „steirische Eiche“ oder „muscles from brussels“ (van Damme). Heute muss jeder, der sich früher über die Poesie des zackigen Handkantenschlags amüsiert hat, selbst jeder, der seinen Intellekt nicht von sowas beeinträchtigen lassen wollte, zugeben: Da ist nichts mehr. Kein Name fällt sofort ein, wenn man an „Action“ denkt. Heute geben Filmemacher die Welt in die Hände von Matt Damon, etwa in „Das Bourne Ultimatum“ (ab September). Also bitte. Ein größeres Muttersöhnchen hat die Leinwand seit Tom Cruise nicht gesehen.

Das angeschwitzte Unterhemd von Bruce Willis in „Stirb Langsam“ wäre ihm drei Größen zu groß. Selbst der unter allen Superhelden noch attraktivste „Spiderman“ (Tobey Maguire) sieht unter der Ganzkörper-Strumpfhose aus wie ein Schulbub. Einen gewissen Vin Diesel wollte man einmal als „Actionheld neu“ etablieren. Genau. Vin wer? Und Antonio Banderas, der auch gern mal mit der Automatik fuchtelt, hat jedenfalls das mit der PR nicht ganz verstanden: „Immer wenn ich wo dagegenkrache, sagen meine Knochen zu mir: ,Du bist 45, Idiot“. Was für ein harter Kerl.

Allerorten wird nun gefeiert oder kritisiert, dass die alten Helden aus dem Ruhestand zurückkehren. Stallone will nach „Rocky“ auch „Rambo“ wieder beleben. Harrison Ford dreht derzeit ein viertes „Indiana Jones“-Abenteuer. Ford, der bei Kinokarten Wert auf seinen Pensionistenrabatt legt. Nur ein Comeback ist dabei wirklich erwähnenswert: Das von Kurt Russell in „Grindhouse“ (ab 24.8.). Er hat aber auch Comeback-Spezialist Quentin Tarantino an seiner Seite.

Die Kollegen aus der Trashabteilung – lang nichts mehr von ihnen gehört? Seagal, der Ritter des 80er-Pferdeschwanzes, hat einst Sean Connery beim Training für „Sag niemals nie“ das Handgelenk gebrochen. Jetzt macht er in Feuchtigkeitscremen. Wie übrigens Jackie Chan auch. Aber er und seine Kollegen sind nicht faul. Sie machen mindestens einen Film pro Jahr. Der geht aber meist direkt in die Videothek. Wer also echten Kerlen beim Weltretten zusehen will, muss in jedem Fall auf die DVD zurückgreifen. In der 80er-Ecke mit den abgefummelten „Terminator“-Teilen oder in der ehrlich trashigen Haudrauf-Abteilung.

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