"Unsichtbar": Der Nihilismus der Jugend ist Unfug!

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Denn ihnen ist alles egal: Der leere Lehrfilm "Unsichtbar". Ab Freitag.

Schon die Hausfassade zeigt die Zerrüttung der Familie Powell: Der glatt gestrichene Bau aus Stein, Glas und Metall dient im formelhaften Thriller Unsichtbar – Zwischen zwei Welten zur Charakterbestimmung der Seelenkrüppel.

Nick (Jungstar Justin Chatwin) und Mutter Diane (souverän: Marcia Gay Harden) leben gezielt aneinander vorbei, doch die pompöse Feier zu seinem 18. Geburtstag soll nach außen Wundheilung suggerieren. Der Junge tritt mit dem Messer an den mit seinem Foto verzierten Kuchen und schneidet sich das Augenpaar aus dem süßen Konterfei. Platter, vor allem leerer Symbolismus ist die Spezialität von Regisseur David S. Goyer, (Blade: Trinity), der seine Comic-Sammlung in Drehbücher verwandelt und Produktionsfirmen angeboten hat.

So lässt er in Unsichtbar den endlich selbstbestimmten Nick auf die zu selbstbestimmte Schlägerin Annie (Margarita Levieva, eine Entdeckung) treffen: Bald liegt er bewusstlos im Kanalloch, sein Geist wandelt aber weiter auf Erden, vor allem um der Welt sein grausiges Schicksal zu beweisen, auch um tumbe Polizisten zu seinem Noch-nicht-Leichnam zu führen. Die Erfahrung des nahenden Todes taugt Goyer zum Adjustieren von Lebenszielen: Annie überdenkt ihre Gewalttätigkeit; Nick lernt, dass er der erkalteten Mutter nicht gleichgültig ist.

Die figurative Unsichtbarkeit, die Goyer als prototypisches Teenager-Gefühl überstrapaziert, wird zur tatsächlichen: Für Nick haben Taten keine Wirkung mehr, jeglicher Lebenswert ist ausgeronnen: Alles egal. Goyer gefällt seine Lehrfilmhaltung: Jugendlicher Nihilismus ist Unfug! Selbst die zerrüttete Annie hat Chance auf Besserung, Interesse an ihrem Leben sucht man aber vergeblich: Goyer liebt den Effekt nur als solchen. Schon als Autor der Fortsetzung von The Crow zeigte er, dass er das Spiel mit Leben und Tod beherrscht. Das Inszenieren eines Spielfilms aber sicher nicht. mak

REGISSEUR: Comic-Autor

David S. Goyer (*1965 in Ann Arbor) begann 1990 als Drehbuchautor, 1998 kam der Durchbruch „Blale“ und „Dark City“, daneben zeichnete er stets Comics („Justice Society of America“); 2002 führte er bei „Zigzag“ erstmals Regie.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2007)

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