Filmschau: Verdienste und falsche Versprechen

(c) Filmarchiv Austria
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Nicht problemlos: Das Filmarchiv Austria zeigt Balkan-Sommerkino.

Ein regionaler Rahmen liefert traditionell den Überbegriff zur großen sommerlichen Retrospektive vom Filmarchiv Austria: Ihrer Zusammenstellung eignet so stets eine gewisse Vielfalt und eine gewisse Beliebigkeit. Wie schon im Sommer 2000 wird heuer der Balkan vermessen, eine echte Programmlinie ist zwar nicht auszumachen, aber am besten macht man sich nichts daraus, wie etwa ein westlicher Blick auf die Region – wie Lamerica (1994), das preisgekrönte Albanien-Drama des Italieners Gianni Amelio – wahllos zwischen historische Raritäten aus Bulgarien und Rumänien fällt, sondern freut sich über diese Raritäten.

Bulgarien und Rumänien gelten zwei der Schwerpunkte, die das unübersichtliche Programm etwas ordnen (können): Das Zeigen seltener Kinematografien wie wichtiger Filmemacher ist unzweifelhafte Leistung dieses Sommerkinos. Dagegen ist die Häufigkeit einer wiederholten Werkschau zu Emir Kusturica leider umgekehrt proportional zum Ideenfluss seines seither dazugekommenen Spätwerks (sein neuer Film Zavet – Promise Me Thisbelegt das als Österreichpremiere).

Qualitätsschwankungen quer durch ein so bunt gefächertes Programm scheinen aber klar weniger problematisch als die Kopienlage. Eine ganze Reihe deutscher Synchronfassungen mag noch verschmerzbar sein, aber viele Videoprojektionen sind es nicht. Aufgrund der Beliebigkeiten der Auswahl sollten da eher gleich andere Filme präsentiert werden.

Am schwersten getroffen hat es gerade den Fokus zum wegen einer Latte Festivalerfolge aktuell als „heiß“ gehandelten Kino Rumäniens. Sogar viel Neues läuft da nicht auf Zelluloid, bei den Klassikern ist es gleich ganz finster: Die eigentlich verdienstvolle Vorstellung des Altmeisters Lucien Pintilie wird so zur Farce, das Pionierwerk Wald der Gehenkten (1965) – heuer erst restauriert in Cannes – läuft gekürzt als Beta-Video. Dass man sich obendrein im Vorwort des Programmhefts ausgerechnet mit diesem Werk brüstet, ist zumindest: unverfroren. hub

Bis 19. August im Augarten, danach bis 10. Oktober im Metro-Kino.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2007)

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