Schlechte Kritiken für "Free Rainer" von Spaniens Zeitungen

Hans Weingartner scheint mit seiner Mediensatire beim Filmfestival in San Sebastian zwar den Geschmakc des Publikums zu treffen, aber nicht den der spanischen Filmkritik.

Für die baskische Lokalzeitung "Diario Vasco" ist "der radikale Wandel der Personen und der Fernsehkultur in dieser Form nicht nur unglaubwürdig, sondern einfach auch unglaubwürdig erzählt". Die Zeitung aus San Sebastian weist auch auf viele Drehbuchfehler hin.Spaniens größte Zeitung "El País" gesteht Weingartner zwar zu, "eine gute Idee" gehabt zu haben, diese aber in einem mit 132 Minuten viel zu langen und immer wieder ins Fabelhafte abschweifenden Stück schlecht umzusetzen. Am härtesten geht die Madrider Tageszeitung "El Mundo" mit Weingartner ins Gericht: "Der Film versucht, eine scharfe Kritik des heutigen Fernseh-Müll zu liefern. Doch der Film ist so lächerlich und obszön wie das, was er gerade versucht zu kritisieren. Es ist verwunderlich, dass das Publikum diesem schrecklichen Film soviel Jubel schenkt".

Schauspieler Moritz Bleibtreu, der in dem Streifen den verkoksten, zynischen TV-Produzenten Rainer spielt, kann die Kritiken schwer nachvollziehen. Er findet gerade die Umsetzung und die Wahl, die Botschaft über die "Verblödung der Menschen durch das Fernsehen" als unterhaltsame Satire zu vermitteln, als gelungen. Dadurch erreiche man erst die große Masse und nicht nur eine kleine Bildungselite, welche das Problem ohnehin nicht berührt, so Bleibtreu im APA-Gespräch.

Er findet gerade die kritisierte Verknüpfung aus Utopie, Satire und Idealen eine interessante Mischung. "Das Durchdenken dieser Utopie ist unheimlich lustig. Zudem ist es ein sehr unterhaltsames Stück mit allem, was ein guter Film braucht". Ein Grund für den deutschen Schauspieler, die Hauptrolle zu übernehmen, war neben dem Drehbuch und der Power und emotionalen Veränderung seiner Figur vor allem der Wunsch, mit einem "so begabten Regisseur wie Hans" zusammen zu arbeiten.

Der Vorarlberger sei ein enorm "experimentierfreudiger Regisseur, der sich traut, von einem Moment auf den anderen alles über den Haufen zu schmeißen und der einfach Bock hat, Filme zu machen. Ich glaube, Hans steht morgens auf und freut sich so richtig diebisch, an den Filmset zu gehen und zu arbeiten", sagt Bleibtreu. Vor allem schätzt er an Weingartner sein "demokratisches Verhalten" am Filmset. "Er ist darauf angewiesen und will auch, dass die Leute sich einbringen. Das ist selten und sehr gut."

Bleibtreu weist darauf hin, dass es im Film nicht nur um Kritik am Fernsehen geht, sondern um die Veränderung von Menschen generell. "Rainer schafft es, sein Leben komplett auf den Kopf zu stellen und bekommt es somit erst in den Griff. Das ist für mich die zentrale Aussage oder Moral des Films. Die Botschaft lautet: Egal wie beschissen es dir geht, du kannst etwas verbessern. Du kannst die Dinge in die Hand nehmen und verändern", erklärte Bleibtreu.

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