Animationsfilm: Kunterbunter Bienenflug ohne satirischen Stachel

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Mit „Bee Movie – Das Honigkomplott“ wagt TV-Star Jerry Seinfeld den (animierten) Sprung auf die große Leinwand: Mehr als ein paar nette Schmähs bietet er dabei nicht. Bundesweit im Kino.

Ein erster Rundgang durch die Produktionskette von Honex erinnert ans Kunterbunt von Willy Wonkas Schokoladenfabrik: ein ratternder Vergnügungspark, in dem das wertvollste und einzige Gut der Bienen dieses Stocks – jawohl: Honig – produziert wird. Der monopolistische Konzern ist unvermeidbare Zukunft für jedes schwarz-gelb gestreifte Junginsekt.

Auch Barry B(ee). Benson (mit der Stimme von Jerry Seinfeld) hat nach neun Tagen Hochschule die Wahl, in welchen Teilbereich des Arbeitsprozesses er sich für den Rest seines Lebens einklinken lassen will: Doch so ganz vermag der eigensinnige Bienenbub im Fordismus nicht aufzugehen, ein Ausflug mit Pollensoldaten bestätigt den gewachsenen Freiheitsdrang.

Teufelsritt auf dem Tennisball

Auch der Zuschauer staunt, wenn sich damit Bee Movie – in gesprochenem Englisch ja sowohl Bienenfilm als auch B-Film – aus der honiggelben Enge in die quietschbunte Außenwelt verlagert und zum Teufelsritt wird: Aus Barrys Perspektive segelt man durch Blätterdächer und Graswälder, wird auf einem Tennisball durch die Luft geschossen und flieht vor lebensgefährlichen Regentropfen auf das Fensterbrett einer New Yorker Wohnung.

Dort lebt mit Floristin Vanessa (Renee Zellweger) quasi eine Nutznießerin der tagtäglichen Bienenhacke: Daher vielleicht ist die junge Frau erstaunlich schnell bereit, die Tatsache eines sprechenden Insekts in ihrem Heim zu akzeptieren.

Die beiden Regisseure Steve Hickner und Simon J. Smith besinnen sich für ihren B-Movie auf klassische (Computer-)Animationsstärken: Das Eindringen ins für Menschen nicht Einsehbare – wie das Innere des Ameisenhaufens in Antz oder die Unterwelt der Nager in Flutsch und weg; eine anthropomorph geschnitzte moralische Erzählung gemäß den menschlich wirkenden Spielzeugfiguren und ihren Eifersüchteleien der Toy Story und schließlich die Überbrückung der Generationslücke durch das Zusammenspannen von Knuddelgrafik (für die Kinder) mit oftmals pfiffigen Dialogen (für die Erwachsenen).

Der US-Comedy-Star Jerry Seinfeld, der seinerzeit die biedere Sitcom-Landschaft und ihren faden Kernfamilienhumor mit der subversiven, enorm erfolgreichen Serie „Seinfeld“ um die alltäglichen Nicht-Erlebnisse von vier Nichtstuern bereicherte, lieh Bee Movie nicht nur seine Stimme, sondern schrieb auch mit.

Gerichtsfarce mit zäher Dramaturgie

Nach der zwar knackigen, aber zahnlosen Eröffnung im Bienenstock schwenkt der Film von Entwicklungskomödie auf Gerichtsfarce um: Gemeinsam mit Vanessa hat Barry herausgefunden, dass profitgeile Menschen die arbeitsamen Insekten ausbeuten und ihre Honigproduktion in geschmacklosen Plastikflaschen in Supermärkten feilbieten.

Darunter ist eine Produktlinie des Schauspielers Ray Liotta, der im angeschlossenen Prozess der Bienen- gegen die Menschenwelt – Erinnerungen an George Seatons Weihnachtsfilm Das Wunder von Manhattan (1947) keimen auf – ebenso in den Zeugenstand gerufen wird wie Popkünstler Sting, dessen Name sich „eindeutig“ aus der Insektenwelt ableitet. Solche Schmähführereien lockern zwar die zähflüssige Dramaturgie kurzfristig auf, doch nicht einmal die hervorragende Sprecherarbeit von Stars wie Oprah Winfrey (als Richterin), John Goodman (als Anwalt) oder Chris Rock (als Moskito!) vermag die arg schlenkernde Handlung samt schließlicher, unvermeidlicher Umweltschützer-Botschaft in verträgliche Bahnen zu leiten.

Bee Movie bleibt eine enttäuschend lahme Animationsgurke mit „lieben“ Tieren, ordentlichen Schauwerten und einem Dutzend netter Witze, die angesichts starken Wettbewerbs wie Brad Birds großem Rattenfilm Ratatouille schon nach zehn Minuten ihren Stachel verloren hat. mak

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2007)

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