Anthony Hopkins wird 70

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Der Waliser wurde für seine Rolle als Kannibale im „Schweigen der Lämmer“ mit einem Oscar bedacht. Hopkins: „Ich verstehe Verrückte“.

Gerade einmal 16 Minuten ist Anthony Hopkins in dem Psychothriller "Das Schweigen der Lämmer" auf der Leinwand zu sehen - doch diese wenigen Minuten haben ihn weltberühmt gemacht. Für seine Darstellung des psychopathischen Massenmörders Hannibal Lecter in Jonathan Demmes Romanverfilmung erhielt er 1992 den Oscar. "Ich kann einfach gut Monster spielen. Ich verstehe Monster. Ich verstehe Verrückte", sagte der britisch-amerikanische Ausnahmeschauspieler einmal. Zu Silvester wird er 70 Jahre alt.


Dabei sieht Sir Anthony Hopkins beileibe nicht aus wie ein Monster. Mit seinen humorvollen Augen und den Lachfältchen glaubt man ihm eher den englischen Gentleman. Was seinen Charakteren ihre Glaubwürdigkeit verleiht, ist eine ungewöhnliche, fast knisternde Leinwandpräsenz - gleichgültig, ob als Adolf Hitler in "Der Führerbunker" (1981), als Quasimodo in "Der Glöckner von Notre Dame" (1982) oder als US-Präsident John Quincy Adams in Steven Spielbergs "Amistad" (1997).

Hunderte Filme

Zu seiner ebenfalls mit einer Oscar-Nominierung bedachten Präsidentenrolle in Oliver Stones "Nixon" (1995) schrieb die "Süddeutsche Zeitung": "Obwohl er (Richard) Nixon in keiner Weise ähnlich sieht und sich auch nicht einmal bemüht, dessen Akzent zu imitieren, schafft er es in seinen Gesten und Blicken, mit dem Ausdruck einer gehetzten, völlig gespaltenen Persönlichkeit, sich in kürzester Zeit in den gefallenen Staatsmann zu verwandeln."


Hundert Filme hat Anthony Hopkins in seiner mehr als 40-jährigen Karriere gedreht und viele Größen dieser Welt gespielt. Für ihn selbst aber gehört die Rolle des aufopfernden, allzu perfekten Butlers in dem Drama "Was vom Tage übrig blieb" (1993) zu seinen wichtigsten Filmen - und natürlich "Das Schweigen der Lämmer".

Vorliebe für Innereien


In dem mit insgesamt fünf Oscars gekrönten Thriller hilft er als Mörder mit einer Vorliebe für die Innereien seiner Opfer der FBI-Agentin Clarice Starling (Jodie Foster) bei der Suche nach einem anderen Serienkiller. Auch in den als allzu grausam gescholtenen Folgefilmen "Hannibal" (2001) und "Roter Drache" (2002) übernahm er den Part. "Diese Rolle zu spielen, hat mich nie negativ beeinflusst, aber mich hat interessiert, warum Hannibal so ist. Ich glaube, wir sind alle irgendwie von den schweren, düsteren Charakteren in der Literatur angezogen."


Auch im eigenen Leben kennt Hopkins dunkle Zeiten. Als Kind einer Bäckerfamilie in Wales aufgewachsen, tat er sich in der Schule schwer und galt mit seiner Vorliebe fürs Malen und Klavierspielen eher als Eigenbrötler. Nach dem Militärdienst schaffte er 1961 die Aufnahme an die renommierte Royal Academie of Dramatic Arts in London - ein glänzendes Sprungbrett.

Charakterdarsteller

Schnell konnte er sich am Theater den Ruf eines vielseitigen Charakterdarstellers erwerben - allein als "King Lear" stand der hundert Mal auf der Bühne.
Doch er galt auch als schwierig und unberechenbar, häufig legte er sich mit seinen Regisseuren an. Als seine Ehe mit der Schauspielerin Petronella Barker zerbrach und er die gemeinsame Tochter Abigail nicht mehr sehen konnte, nahmen seine Alkoholprobleme drastisch zu. Erst nach einem Zusammenbruch 1975 gelang es ihm mit Hilfe seiner zweiten Frau, einen Schlussstrich unter seine Sucht zu ziehen und das Trinken aufzugeben.


Inzwischen ist Hopkins ein drittes Mal verheiratet und seit dem Jahr 2000 auch amerikanischer Staatsbürger. Seinen britischen Pass und den ritterlichen Ehrentitel Sir durfte er aber behalten. Auf der Leinwand ist er so präsent wie eh und je, zuletzt in dem Thriller "Das perfekte Verbrechen" und in der Heldensaga "Die Legende von Beowulf" - auch wenn er nach eigener Auskunft inzwischen mehr Abstand zum Filmgeschäft hat. "Ich liebe meine Arbeit und werde sie weitermachen, bis mir keiner mehr Drehbücher anbietet - aber es ist nur ein Job." (APA)

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