Katharina Wagner: "Bayreuth kann Experimente wagen"

EPA (Jörg Schulze)
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Die junge Regisseurin gilt als mögliche Nachfolgerin ihres Vaters Wolfgang Wagner. Ein Konzept für die Festspiele hat sie schon im Kopf - aber sein Vertrag läuft auf Lebenszeit.

So heftig ist schon lange nicht über eine mögliche Ablöse von Wolfgang Wagner als Bayreuth-Chef diskutiert worden wie jetzt, da seine jüngere Tochter Katharina "Die Meistersinger von Nürnberg" inszeniert. Schon einmal stand ein Führungswechsel am "Grünen Hügel" bevor. Damals hatte Wagner seinen Rücktritt kurzfristig wieder zurückgezogen. Er wollte nicht, dass Eva Wagner-Pasquier, seine Tochter aus erster Ehe, ihm nachfolgt. Und schon gar nicht seine Nichte Nike Wagner. Mit beiden hat er sich schon vor Jahren zerstritten. Ernennt der Stiftungsrat im Herbst Tochter Katharina zur Nachfolgerin, so würde der mit einem Vertrag auf Lebenszeit ausgestattete Wolfgang Wagner sich einem sofortigen Rücktritt vermutlich nicht länger versperren.

Viel Druck lastet nun auf der jungen Frau, denn die "Meistersinger" sollen ihr Meisterstück werden. Es ist ausgerechnet das Stück, mit dem sich ihr Vater 2002 als Regisseur vom Festspielpublikum verabschiedet. Am Nachmittag gibt die 29-Jährige zur Eröffnung der diesjährigen Bayreuther Festspiele ihr mit Spannung erwartetes Regie-Debüt am "Grünen Hügel".

Entwickeln statt Bewahren

Ihrer Meinung nach soll sich in Bayreuth in Zukunft einiges ändern. "Bayreuth kann Experimente wagen", sagte Katharina Wagner. Die Wagner-Urenkelin strebt wieder eine Vorreiterrolle in der Wagner-Interpretation an. Es gehe nicht darum etwas zu bewahren, sondern auch darum, es zu entwickeln, sagte die Tochter von Festspielleiter Wolfgang Wagner in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung".

Die mögliche künftige Festspielchefin sieht durchaus noch Entwicklungspotenzial für die Festspiele. Sie erinnerte daran, dass mit Patrice Chereaus Jahrhundert-"Ring" 1976, Heiner Müllers "Tristan und Isolde" 1993 und zuletzt mit Christoph Schlingensiefs "Parsifal"-Inszenierung 2004 Innovationskraft bewiesen wurde. "... das sind Sachen, die so noch nie auf einer Opernbühne standen." Ihr Festspielkonzept habe sie im Kopf, teilweise auch schon zu Papier gebracht, sagte Katharina Wagner. Unter Zeitdruck stehe sie dabei nicht. Schließlich sei das Nachfolgeverfahren noch nicht eingeleitet.

Die Balance zwischen Innovation und Tradition ist auch Thema ihrer Meistersinger"-Inszenierung. Die Regisseurin kommt zu dem Schluss, dass ein Abgleich zwischen den beiden Richtungen nicht möglich ist, weil sich letztlich der "Mainstream-Geschmack" durchsetze. (Ag./Red.)

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