Zensierte Lyrik: Gedichte aus Guantanamo

(c) AP (Brennan Linsley)
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22 Gedichte von 17 Guantanamo-Insassen sollen nun als deutscher Lyrik-Band veröffentlicht werden. Alle Texte wurden vorher vom US-Pentagon durchgesehen und zensiert.

Der US-Anwalt Marc Falkoff veröffentlichte bereits im August mit "Poems from Guantanamo - The Detainees speak" das umstrittene Werk, das nun auch auf Deutsch erscheinen soll. Es ist voller Gedichte, die 17 Terrorverdächtige aus dem Gefängnistrakt in Guantanamo zuerst nur auf Pappbecher eingeritzt hatten. Falkoff sammelte diese später und brachte sie zu Papier, aber erst nachdem die US-Regierung diese sorgfältig selbst ins Englische übersetzt und zensiert hatte.

PR-Maßnahme des Pentagon

Dan Chiasson, der das Buch für die "New York Times" rezensierte, meinte, es sollte im Untertitel nicht etwa "Die Insassen sprechen", sondern "Das Pentagon spricht" heißen. Denn dem Verteidigungsministerium der USA sei es gelungen, die Publikation in eine PR-Maßnahme umzumünzen. Indem es den Eindruck entstehen lasse, die Häftlinge würden so gut behandelt, dass sie sogar gegen die USA in Gedichten wettern dürften.

Außerdem seien die Gedichte durch die Zensur und die Übersetzung des Pentagon nicht mehr authentisch. Sie könnten jederzeit von jedem, sogar vom Pentagon selbst, verfasst worden sein.

(Ag./Red)

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