ORF: Was "Big Brother" bei "Tosca" sucht

ORF-Regisseur Felix Breisach überwacht die TV-Premiere in Bregenz.
ORF-Regisseur Felix Breisach überwacht die TV-Premiere in Bregenz.(c) ORF
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Felix Breisach leitet die TV-Übertragung der Premiere in Bregenz – und setzt auf Überwachungskameras.

Co-Regisseur wolle er auf keinen Fall sein, betont ORF-Bildregisseur Felix Breisach bei der Präsentation seines Konzepts für die Live-Übertragung der „Tosca“ von der Seebühne in Bregenz. Eine Regie-Intervention konnte er sich aber nicht verkneifen: „Philipp Himmelmanns Inszenierung geht besonders auf die Themen Überwachung, Polizeistaat ein. Auf der Bühne ist etwa ein riesiges Auge zu sehen. Wir verstärken diesen Big-Brother-Effekt auf den Fernsehschirmen, indem wir das Bühnengeschehen durch Überwachungskameras verfolgen und teilweise schwarz-weiß auf viergeteiltem Bildschirm zeigen. Das Auge ist immer dabei und nimmt die Zuseher ins Visier – solange bis Scarpia, also die Überwachung in Person, die Bühne betritt.“ Selbstverständlich sei die Idee mit Himmelmann abgesprochen. „Es herrscht bestes Einvernehmen.“

Das Wetter als Unsicherheit

17 Kameras (zehn Studiokameras, sieben Überwachungskameras) und 40 Mitarbeiter werden heute Donnerstag (21.05, ORF2) dafür sorgen, dass der Fernsehzuschauer live bei Giacomo Puccinis Opernthriller dabei ist. Der größte Risikofaktor für das Gelingen ist auch bei der Übertragung das Wetter, meinte Breisach. Sollte ihm das in die Quere kommen – also etwa der Blitz in den Übertragungswagen einschlagen oder die Vorstellung mittendrin unterbrochen werden –, hat er immerhin sechs „Worst-Case“-Pläne im Gepäck. Würde die Vorstellung wegen Regens ins Festspielhaus verlegt, fände sie für die TV-Zuseher trotzdem auf der Seebühne statt: Dann wird die begonnene Live-Übertragung mit der Aufzeichnung der Generalprobe fortgesetzt.

Die Herausforderung einer Opernübertragung liegt für Breisach – der sich selbst als leidenschaftlichen Opernfan bezeichnet – darin, eine Geschichte zu erzählen und nicht nur Musik zu übertragen. Mit Hilfe der Einstellungen und Schnitte unterstützt er die Inszenierung und verschafft den TV-Zusehern mehr Nähe und Intimität mit dem Bühnengeschehen, als das etwa im Publikum möglich ist. Auch Wünsche der Sänger berücksichtigt er so weit als möglich. „In Zürich habe ich eine „Arabella“-Übertragung mit Renée Fleming geleitet. Sie wollte nur von der linken Seite gezeigt werden. Natürlich füge ich mich dem – das ist eine Vertrauenssache.“ tom

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2007)

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