Medientage: Neue Eintracht um "Radio 2.0" – alter Zwist um Rundfunkgebühren

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Auf den Medientagen im Messezentrum Wien dreht sich von 26. bis 28. September alles um die Medien- und Kommunikationswelt. Neben zahlreichen Informationsständen fanden Diskussionen über neue Trends und alte Streitthemen statt.

„Radio 2.0 – wird jetzt alles anders?“ Zu diesem und weiteren Themen rund um den „Klimawandel in den Medien“ diskutierten prominente Vertreter aus der privaten und öffentlich-rechtlichen Medienszene aus Österreich, Deutschland und Großbritannien.

„Radio 2.0“ Was heißt das eigentlich?

Beim Radio-Gipfel ging Moderator Andreas Gall in seiner Einleitung auf die Bedeutung von „2.0“ ein: Ursprünglich aus den Online Medien als Web 2.0 bekannt, bezeichnet es vereinfacht die Interaktion mit den Mediennutzern und eine stärkere Personalisierung des Mediums. Die zur Gänze männliche Runde war sich darüber einig: „Das haben wir schon alles gemacht“.

Als aktuellstes Beispiel nannte Ö3-Chef Georg Spatt die Aktion „Team Österreich“. Sie sei eine modernisierte Form der Nachbarschaftshilfe. Der „user generated content“ sei im Radio ebenfalls nichts Neues: Band Contests oder Talk Radio kennt der Radio-Hörer schon längst. „Auch ‚Radio on demand’ existiert bereits“, sagte Florian Novak, Geschäftsführer von LoungeFM, nämlich unter dem Namen „Podcast“.

Er sehe den Trend in neuen Formaten, die über die Grenzen der herkömmlichen Genres, wie Rock und Klassik, hinausgehen: Zu einer emotionalen Grundstimmung - Harmonie oder Wut etwa - sollen aus den diversen Musikrichtungen passende Lieder zusammengestellt werden.

Stichelei zwischendurch

Seitenhiebe auf den ORF und dessen „verzerrende Wirkung auf den Werbemarkt“ blieben beim TV-Gipfel nicht aus: Markus Breitenegger von ProSiebenSat1 kritisierte die Monopolmacht des ORF auf die Gebühren der Seher und Hörer. „Warum schreibt man die Gebühren nicht aus? Wir würden den Auftrag des öffentlich-rechtlichen Senders um die Hälfte der Kosten machen“, so Breitenegger zynisch.

Rauer Wind am Küniglberg

Es würden „stürmische Zeiten“ auf den ORF einbrechen und Wrabetz solle sich „warm anziehen“, mahnte Jürgen Doetz, Präsident des deutschen Verbands Privater Rundfunk und Telemedien den Generaldirektor augenzwinkernd zur Vorsicht. Das österreichische Pendant zu ARD und ZDF werde ebenso wie seine großen Geschwister an den Folgen der Digitalisierung des TV leiden.

„Es geht mir gut“, konterte Wrabetz und in Richtung Breitenegger sagte er, dass für private Sender zur Zeit im Mittelpunkt stünde, wie sie an die Gebühren des ORF kommen könnten.

TV – quo vadis?

Auf die abschließende Frage, wo die Herren das Fernsehen in fünf bis zehn Jahren sehen, gingen die Meinungen auseinander: Während die Jungen wohl eher per Computer fernsehen werden, könne die älteren Generationen Gewohnheiten nicht ablegen und werde nach wie vor nach der Arbeit vor dem TV-Bildschirm entspannen.

Alle guten Dinge sind drei…

Eine dritte Alternative zu Fernseh- und PC-Bildschirm dürfte das Handy-Display sein: Mit dem neuen Standard DVB H könne die Qualität am Handy gegenüber UMTS deutlich erhöht werden. Hannes Ametsreiter von der Mobilkom Austria sprach über einen Test, bei dem dreiviertel der Kunden das Fernsehen am Handy „akzeptiert“ hätten.

Für die Mediaplaner eröffnen sich so neue Möglichkeiten: Denn die Werbung könne individuell auf den Nutzer abgestimmt werden. Wichtig sei dabei, sagte Jonathan Welch, Gründer der fizz-mobile, dass die Beiträge für das Mobile kurz und „cheeky“ seien. Auf dem Weg zur Schule oder in der Bahn hätten die Menschen nicht viel Zeit und junge Menschen nicht viel Geld für die Inhalte.

Kein Kampf mehr um die Fernbedienung?

Auffällig ist, dass 50 Prozent der Nutzer laut einem Test der Mobilkom das mobile TV in den eigenen vier Wänden nutzen. So komme es nicht zum Streit um die Fernbedienung, so Berthold Thoma, Vertreter der Hutchison 3G Austria.

(rb)

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