"Daran gedacht, ohne daran zu glauben"

Dominique Meyer ist stolz, die Nachfolge von Holender antreten zu dürfen.

"Ich habe schon längst daran gedacht, ohne wirklich daran zu glauben", meinte der Pariser Operndirektor Dominique Meyer unmittelbar nach seiner offiziellen Kür als Direktor der Wiener Staatsoper, "die Stelle ist ja so wichtig, und ich bin ja kein Österreicher..." Die Aufregung in Österreich um die Personalentscheidung lässt den Elsässer schmunzeln: "Mir gefällt, dass die Musik in Österreich im Zentrum im Lebens steht. Wien ist ja die einzige Stadt der Welt, wo man alle zwei Minuten jemanden mit einer Geige auf der Straße treffen kann."

Kein Führungs-Duo

Es sei immer klar gewesen, dass man in Wien einen hervorragenden musikalischen Leiter brauche. "Franz Welser-Möst ist ein großartiger Künstler, ein Österreicher. Er kennt die Wiener Staatsoper sehr gut, und er ist beim Orchester beliebt. Er wird wirklich im Haus präsent sein und 30 bis 40 Vorstellungen pro Jahr dirigieren. Das ist ganz wichtig." Es sei aber kein Führungs-Duo geplant: "Ich bin der Generaldirektor des Hauses, aber wir müssen im Team arbeiten, wie Musiker bei Konzerten. Ich schätze es auch sehr, mit meinen Musikern zu arbeiten."

"Gutes Verhältnis zu den Philharmonikern"

Auch die Wiener Philharmoniker schätzt Dominique Meyer außerordentlich: "Wir haben in Paris eine fantastische Beziehung zu den Wiener Philharmonikern aufgebaut, ich habe vielleicht 25 Konzerte mit ihnen gehabt, auch in kleineren Gruppen. Ich habe aber keine Ahnung, ob das ausschlaggebend war für die Entscheidung der Ministerin." Zum derzeitigen Zustand der Wiener Staatsoper möchte Meyer, der immer wieder in Wien ist, nichts im Detail sagen. Nur so viel: "Die aktuelle Staatsoper arbeitet ganz großartig, ich bin ein Wiener Opernfan. Ich schätze die Arbeit von Holender sehr. Ich bin sehr stolz, sein Nachfolger zu sein." Auch mit dem musikalischen Niveau des Hauses sei er sehr zufrieden.

Die Probleme mit den Philharmonikern, die als Staatsopernorchester Bezugserhöhungen fordern und deren nicht durchgehend gleiche Besetzungen immer wieder im Feld der Kritik stehen, möchte Meyer auch nicht kommentieren, "das ist sicher zu früh. Aber Clemens Hellsberg ist mein Freund, auch zu anderen Philharmonikern habe ich sehr freundschaftliche Kontakte. Wir werden sicher gute Lösungen finden." Sicher sei jedoch: "Die Staatsoper ist ein Repertoirebetrieb, das wird so bleiben."

Nur eine Händel Oper: "Das ist zuwenig"

Die Führung des Pariser Theatre des Champs-Elysees sei mit der Staatsoper in keiner Weise vergleichbar, meinte Meyer, "das ist eine komplett andere Sache. Es ist ein Privatbetrieb ohne Geld von Staat und Stadt, mit 200 Vorstellungen jährlich." Sein Vertrag wäre eigentlich bis 2012 gelaufen, "aber ich habe mit meinem Präsident gesprochen. Und er hat gesagt, dass das mit Wien doch eine sehr schöne Sache ist..."

In Paris hat Meyer einen Schwerpunkt auf Barockoper gelegt, und da habe auch die Staatsoper ein wenig Nachholbedarf, fand Meyer, "Man hat hier in den vergangenen Jahren nur eine Monteverdi-Oper gespielt und nur eine Händel Oper - das ist etwas zu wenig... Ich glaube wie in Covent Garden, wie in München oder an der Pariser Oper kann die Barockoper auch in der Staatsoper Teil des Repertoires sein. Aber auch das zeitgenössische Repertoire ist sehr wichtig. Die Staatsoper hat ja früher viele neue Opern uraufgeführt. Daran anzuschließen, wäre sicher eine Überlegung. Aber bitte verlangen Sie von mir noch keine Details. Ich bin erst wenige Minuten offiziell designiert..."

(Das Gespräch führte Wolfgang Huber-Lang/APA)

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