First Gentleman unter First Ladies

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Während Angela Merkel mit den Vertretern der G8-Staaten verhandelte, kümmerte sich Ehemann Joachim Sauer um deren Ehefrauen. Und er tat das diesmal sogar gern.

Ein bisschen Routine hat er jetzt schon, der Ehemann von Angela Merkel. Auch wenn er sich die nur widerwillig angeeignet hat. Seit mehr als eineinhalb Jahren ist seine Frau deutsche Bundeskanzlerin, die Rolle des treuen Ehemanns, der sie zu jedem offiziellen Termin begleitet, hat er bis jetzt aber nur sehr sporadisch eingenommen.

Diesmal aber, beim G8-Gipfel im deutschen Kurort Heiligendamm, der am Freitag zu Ende ging, gab Joachim Sauer den perfekten Gastgeber. Er zeigte den Ehefrauen von Bush, Putin & Co, die ihre Männer ausnahmslos ins hermetisch abgeriegelte Kurbad Heiligendamm an der Ostsee begleitet hatten, am Donnerstag das Umland von Mecklenburg-Vorpommern. Der 58-jährige Chemieprofessor durfte sich schlussendlich aber nur über die Gesellschaft von sieben Politiker-Ehefrauen freuen. Cécilia Sarkozy, die Frau des frisch gewählten französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy, hatte sich bereits am frühen Donnerstag verabschiedet, nachdem sie noch am Vorabend beim Eröffnungs-Abendessen im Rittersaal von Schloss Hohen Luckow dabei war, und wieder nach Paris geflogen.

Sauer muss das eigentlich verstehen. Er selbst stand bis vor kurzem eher nicht so gerne im Vordergrund. Beim Deutschland-Besuch von US-Präsident George W. Bush im vergangenen Juli verzichtete er noch auf das Damenprogramm mit Laura Bush – und das lag sicher nicht nur am, zugegeben, mäßig spannenden Programm mit einem Rundgang durch die Stralsunder Leihbücherei und ein Museum.

Vor knapp zwei Monaten, beim EU-Gipfel zum 50. Jahrestag der Römischen Verträge in Berlin, machte Sauer dann eine Ausnahme. Während Ehefrau Merkel mit den Staats- und Regierungschefs der 26 EU-Länder diskutierte, lud er die Damen (und auch ein paar Ehemänner von Staats-Chefinnen) zum Buffet-Brunch in einen Nebenraum des Hotel de Rome.


Diesmal war Sauer bei der Programmplanung schon ein wenig kreativer. Mit einem Hubschrauber ging es zur Burg Schlitz nahe Hohen Demzin südlich von Rostock, danach führte der Vater zweier Kinder aus erster Ehe als betont lockerer Fremdenführer ohne Krawatte durch die Stadt Wismar. Ein paar Tipps hatte er sich noch Anfang des Jahres bei einer Kurzvisite in London bei seiner Duz-Freundin und Ehefrau von Tony Blair, Cherie Blair, geholt.

Er selbst war aber auch schon Grund genug für ein paar Änderungen im offiziellen Protokoll. Das herkömmliche „Damenprogramm“ heißt so nämlich nicht mehr. Und daran ist auch er, als erster deutscher „First Gentleman“, ein wenig schuld. Heute sagt man lieber „Partnerprogramm“ und schließt somit auch männliche Begleiter von Staatschefinnen nicht mehr aus. Zudem sind Kultur und Natur, übliche Fixpunkte bei solchen Tagesausflügen, offenbar weniger seine Sache. Er hat deshalb seinem ersten Ehepartner-Tag eine andere Note gegeben und ließ den Direktor des Rostocker Max-Planck-Instituts, James W. Vaupel, über die Bevölkerungsentwicklungen in den G8-Saaten referieren.

PARTNERPROGRAMM

Weil immer öfter auch Frauen an der Staats- oder Regierungsspitze stehen wird das sogenannte „Damenprogramm“ heute eher „Partnerprogramm“ genannt.

Der Ablauf solcher Tage ist freilich gleich geblieben. Nach einem Fototermin vor Journalisten werden die Partner der tagenden Staats- und Regierungschefs durch Museen, Kirchen oder Schlösser geführt. Ein Mittag- oder Abendessen rundet den Tag ab.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.06.2007)

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