Mode. Die new generation der Angewandten zeigt her. Und erzählt.
Handgranaten, die als Ananasfrüchte daherkommen. Rohes Fleisch, himmelblau verkleidet. Wer diesen Donnerstagabend bei der Modeschau der Angewandten verbringt – der Event ist (selbstständiger) Teil des 7 festivals –, sollte genau hinschauen. Damit ihr oder ihm nicht entgeht, welche „G'schichtln“, wie es Danijel Radic nennt, hier auf dem Laufsteg erzählt werden.
Radic (Bild) gehört zur new generation (© Modeklasse-Leiterin Veronique Branquinho) der Designer. Seine aktuelle Kollektion respektive Geschichte heißt (R)evolucion und spielt in Mexiko, aber auch im Struwerviertel: Hawaiihemden mit düsteren Details und weite Silhouetten erzählen über Politik und toughe Weiblichkeit. Radic, der ursprünglich Arzt werden wollte, hat eine pragmatische Einstellung zum Modemachen: „Es muss tragbar sein.“ Was nicht nur mit seinem Alter (30), sondern auch mit ein paar Erfahrungswerten zu tun haben könnte: Radic kreiert schon länger für Mühlbauer Hüte und hat für die Wiener Traditionsmarke auch eine kleine Mini-Modekollektion entworfen.
Wie es „draußen“ wird, dass macht Zeynep Merve Mehmetli noch Kopfzerbrechen. Zunächst weiterlernen, dann ein Label gründen, so lautet der Plan der Diplomandin. Mit ihrer Kollektion +0 (inspiriert von „Hundert Jahre Einsamkeit“ von Marquez) lässt sie sich und den Betrachtern alles offen. Tücher gefaltet statt genäht, Symmetrien, die sich erst in der Bewegung zeigen: „Mir geht es um Akzeptanz. Dass man erkennt, dass niemand die einzige Wahrheit hat.“
Soweit, so hübsch. Wem jedoch am Donnerstag, so mitten unter tausend Besuchern, die hübschen Zwischentöne untergehen, dem sei das MAK-Gegenwartskunstdepot empfohlen. Dort werden erstmals die Installationen zur Show ausgestellt. Hingehen, anschauen. Und zuhören.
ANGEWANDTE
Show: 20.30 h, Halle E der Stadthalle statt (Tickets à 15 : ticketsshow@ uni-ak.ac.at). Party.
Die Diplomandinnen Nora Berger und Malin Troll nehmen übrigens auch am 7festival teil – als Preisträgerinnen.
www.7festival.at("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2007)