Natascha is back

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Kampusch tanzte sich ungewollt auf Seite eins der „Bild“.

Mit Fotos von Natascha Kampusch ist das so eine Sache. Die druckt man lieber nicht ab, haben sich Kampusch und ihr Anwalt doch ausdrücklich eine Klage vorbehalten, wenn man es ohne ihre Zustimmung doch tut. Was in letzter Zeit aber sowieso kein Thema war, weil es recht ruhig geworden ist um die 19-Jährige.

Nun aber wurde Kampusch tanzenderweise mit einem jungen Mann (der, nebenbei, der Sohn ihres Anwalts Gabriel Lansky ist) in der Wiener „Passage“ gesehen – und fotografiert. Von Handy-Kameras, darunter offenbar auch ein Hobby-Fotograf, der das große Geld witterte und die Bilder der U-Bahn-Zeitung zuspielte. Die sich, um die U-Bahn-fahrende Welt an den genau genommen eher unspektakulären Bildern teilhaben zu lassen – entschloss, den Schutz der Kampusch'schen Privatsphäre vorläufig auszusetzen und eine Klage zu riskieren.

Mit Erfolg. Tags darauf fand das auflagenstarke deutsche Boulevard-Paradeblatt, die „Bild“, die tanzende Kampusch sogar so wichtig, dass sie die ein wenig unscharfen Disco-Fotos großflächig auf die Titelseite hievte – und dem Disco-Besuch auch im Blatt eine ganze Seite („Zärtliche Küsse in der Disco“) widmete.

„Natascha, wie hat sie sich gewandelt!“, ruft die „Bild“ begeistert. „Bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt im letzten Jahr trug sie ein altbackenes violettes Kopftuch“. (Damit sie nicht erkannt wird, hat nicht funktioniert). Aber „jetzt ist sie im glitzernden Paillettenkleid unterwegs“, heißt es fast wortgleich wie tags zuvor in der U-Bahn-Zeitung. Und zwar, wie die „Bild“ auf Verdacht hin gleich einmal schreibt, „in der angesagtesten Disco der Stadt“. Na ja.

Weil sie sich ja alle so für sie freuen, nehmen sich die Boulevardmedien auch großzügige Interpretationen heraus. Nataschas Gesicht, „ist ein einziges seliges Lächeln“. Tatsächlich lacht Kampusch auf keinem einzigen Foto.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2007)

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