Rettung durch Schmäh

(c) Dimo Dimov
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Sie ist Schauspielerin, Regisseurin und jetzt auch Schriftstellerin: Kathrin Resetarits über ihre dubiose Kindheit, über ihre Erfahrungen als „Shooting Star“ und über komischen Buddhismus.

Bisamberg macht unprätentiös. So sieht es jedenfalls bei Kathrin Resetarits aus. Dort ist die Tochter des Kabarettisten Lukas Resetarits nämlich aufgewachsen – und dass der Vater als Kottan im Fernsehen war, das hat die Tochter schon damals nicht abheben lassen: „In Bisamberg war das eher etwas Dubioses. Ich hab mir gedacht, mein Alter ist den ganzen Nachmittag zuhause, alle anderen gehen mit der Aktentasche ins Büro. Und wenn ich in die Schule gehe, dann seh ich die Füße von meinen Eltern aus der Decke ragen.“ Auch dass Kathrin Resetarits 2006 als sogenannter „Shooting Star“ bei der Berlinale eingeladen war, hat keine Zicken-Spuren hinterlassen. Ganz im Gegenteil. „Ich weiß gar nicht, ob ich das sagen darf, aber das ist nicht so super, wie es klingt. Es war nett, in so verschiedene Gesellschaften reinzuriechen. Da waren lauter Schauspieler, die das gewöhnt sind, die zum Beispiel ein Fotogesicht haben. Die setzen das auf und wissen, das sieht immer gut aus. Dann wurden Gruppenfotos gemacht, und ich war immer hinten und hab ganz deppert ausgeschaut, und die Schwedin hat mich weggestoßen. Am zweiten Tag hab ich mich mit meiner polnischen Freundin mit Wodka besoffen. Dann hab ich die letzten drei Tage einen Spiegel gehabt, und da war es sehr lustig. Ich hab einfach immer gesagt, was ich denke und das hatte Erfolg. Wenn man sich nicht anscheißt, dann hat man seinen Spaß.“

Spaß ist naturgemäß ein Stichwort bei dieser Abstammung. Auch in Resetarits erstem Buch „Vögel sind zu Besuch“ kommt der Humor nicht zu kurz. Selbst wenn er kein vordergründiger ist. Resetarits schreibt kurze Erzählungen, „Monologe“ nennt sie sie, die Menschen in manchmal skurrilen, manchmal trostlosen Situationen zeigen, und doch blitzt bei aller Aussichtslosigkeit immer wieder eine subtile Heiterkeit hervor. Das ist auch ein bisschen das Lebensmotto von Kathrin Resetarits, denn in den Geschichten „geht‘s überall irgendwo um mich“: „In den schrecklichsten Situationen gibt es immer noch, wenn man es von außen betrachtet, einen Witz. Das Einzige, was einen retten kann, ist sicherlich der Schmäh. Das ist so eine Art komischer Buddhismus.“ Nun, es gibt wohl auch eine familiäre Verpflichtung zum Humor, oder? „Eine Verpflichtung grad nicht, aber es gibt ein gutes Beispiel“, sagt sie.

Von all ihren Berufen – von Schauspiel über Regie, von künstlerischer Assistenz bei Michael Haneke bis zum Mitschreiben der Kabarettprogramme ihres Vaters – ist ihr das Schreiben der liebste: „Da hat man eher das Abenteuer, etwas zu haben, das man selbst bestimmt hat. Ich würde das Schreiben gar nicht als Arbeit bezeichnen, obwohl man das vielleicht sollte – klingt besser. Das ist etwas, womit ich mich selbst beglücke.“ Obwohl auch das Teamwork mit Michael Haneke oder Vater Lukas seine Reize hat: „Das ist für mich auch lustvoll, weil nicht die ganze Verantwortung auf mir lastet. Da kann man die Pappn weit aufreißen.“

Seltsame Gestalten

Bloß das Schauspielen, mit dem kann sich Kathrin Resetarits trotz allem Erfolg nicht so wirklich anfreunden: „Damit hadere ich am meisten. Wenn ich mir vorstelle, ich bin Schauspielerin, dann weiß ich überhaupt nicht mehr, was los ist. Beim Schauspielen ist man so mit sich selbst beschäftigt, dass es sehr leicht ist, den Boden unter den Füßen zu verlieren.

Tipp

Vor allem für jemanden, der sich dauernd das Hirn zermartert, ob er nicht irgendwo noch einen Fehler findet. Auch bei den Rollen bin ich sprachlich sehr eingeschränkt: Ich red, wie ich red, so dieses Mädchenwienerisch, wo die Eltern hochdeutsch geredet haben, damit das Kind einmal was Besseres wird – das haben sie jetzt davon“. Und apropos Hirn zermartern: Die Buchveröffentlichung ist für die notorische Selbstzweiflerin natürlich eine besondere Herausforderung. „Aber ich bin eh froh, dass diese ganzen seltsamen Gestalten irgendwie an die Öffentlichkeit geraten.“Vögel sind zu Besuch von Kathrin Resetarits,
Czernin Verlag

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