Schluss mit Ziegel: Die Handmade-Schule kommt

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Natur- und kulturbewußt. Architektenteam aus Deutschland und Österreich entwickelte neuartige Bautechnik mit "Leuchtturmfunktion".

Das mit dem Aga-Khan-Architekturpreis ausgezeichnete österreichisch-deutsche Architektenduett, Anna Heringer und Eike Roswag, möchte mit seinem Schulbau in Bangladesch ein Leitbild schaffen. "Es ist unser großer Wunsch, vor Ort das Interesse an den eigenen Materialien wieder zu wecken", sagte Anna Heringer (29), Lehrbeauftragte für Bauen in Entwicklungsländern an der Universität Linz, in einen Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa. Das Schulgebäude, das sie zusammen mit dem Berliner Architekten Eike Roswag (38) entwarf und baute, diene jetzt auch als Vorlage für den Bau von Wohnhäusern.

Die Zukunft liegt im Lehm

"Es hat eine Art Leuchtturmfunktion", sagte Roswag. "Das Signal ist: Kehrt zu euren Wurzeln zurück." Der Architekt mit einem Spezialbüro für Lehmbau in Berlin sieht im Lehm- und Bambusbau eine große Zukunft. "Es wird noch völlig unterschätzt, was mit Bambus alles möglich ist", sagte er. Gerade in aufstrebenden Ländern wie Indien und China müsse dies ein Baustoff der Zukunft werden. "Vor allem, wenn man bedenkt, wie viel schädliche Emissionen heute entstehen, wenn mit anderen Materialen gebaut wird."

Wellblechhütte adé

"In Bangladesch gilt Bambus noch als das Baumaterial der armen Leute", sagte Heringer. Wer es sich leisten könne, baue mit Ziegelsteinen oder eine Wellblechhütte. "Dabei bleibt das kulturelle Gesicht des Landes auf der Strecke", sagte sie. "Lokale Architekten hätten sich nie vorstellen können, dass mit eigenen Materialien so etwas entstehen kann - ich glaube, wir haben einiges in Bewegung gesetzt." Auch das Wohnungsbauministerium in Bangladesch habe großes Interesse an der neuen Bautechnik gezeigt.

Bitte nachmachen

Roswag und Heringer haben für den Bau des Schulgebäudes eine neuartige Verbindung entwickelt, um die Bambusrohre auch über große Flächen stabil zusammenzuhalten. Sie arbeiteten mit Stahldübeln, die mit Schnüren gesichert sind. "Wir haben kein Patent darauf, wir wollen ja, dass möglichst viele Leute sich das abschauen", sagte Roswag. Zudem setzten sie das Gebäude auf ein massives Fundament, damit die Feuchtigkeit nicht aufsteigen kann. Nach seinen Angaben ist das Konzept praktisch in aller Welt nachbaubar. (Ag.)

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