Was, bitte, soll das Wort "LehrerInnen" denn bedeuten?

Eine Minderheit versucht, der Mehrheit sprachlichen Unfug aufzudrängen.

Verfechter des Binnen-I und anderer Kunstformen aus dem Labor der feministischen Linguistik argumentieren mit einer mangelnden Sichtbarkeit von Frauen in der Sprache. Auf der Anklagebank steht vor allem das sogenannte generische Maskulinum.

Behauptet wird, Wörter wie Wähler, Studenten, Freunde oder Engländer würden ausschließlich Männer bezeichnen, Frauen seien allenfalls mitgemeint. Daher müssten mehr weibliche Endungen her. Dennoch: Niemand würde bei der Frage nach der Einwohner- oder Studentenzahl nur Männer zählen und nur ideologisch gut geschulte Frauen fühlen sich auf einem Kundenparkplatz diskriminiert.

Der Grund: Im generischen Maskulinum sind auch die Männer „bloß mitgemeint“. Psycholinguistische Untersuchungen, die das Gegenteil beweisen wollen, sind bisher weitgehend gescheitert. Wolfgang Klein, Leiter des Max-Planck-Instituts für Psycholinguistik im niederländischen Nijmegen, betont, ihm seien keine Studien bekannt, „die stichhaltig belegen, dass Frauen durch das generische Maskulinum benachteiligt werden“.

Wer sich für gendergerechte Sprache starkmacht, tappt damit in eine böse Sexismus-Falle. Denn die Sexualisierung der Sprache, also die Betonung des biologischen Geschlechts auch dort, wo es irrelevant ist und sein soll, ist diskriminierend. Es besagt bloß: „Seht her, auch Frauen gehören dazu.“

Ein Blick auf das Binnen-I

Emanzipierte Frauen haben das nicht nötig. So gaben 2007 bei einer Untersuchung 81,2 Prozent aller Frauen bekannt, noch nie unsicher gewesen zu sein, ob sie auch angesprochen sind. Die zentrale Frage lautet daher: Kommt es in einer Situation auf das Geschlecht an? Wer das generische Maskulinum ablehnt, kann Etliches nicht mehr ausdrücken, beraubt die Sprache der Möglichkeit, auf der Ebene von Gattungsbegriffen zu sprechen. Aus aktuellem Anlass, der Diskussion um das österreichische Normungsinstitut, sei ein kurzer Blick auf das Binnen-I geworfen. Die Verwendung von Großbuchstaben im Wortinnern ist ein Verstoß gegen die Orthografie. Der Duden hielt 2011 unmissverständlich fest: „Die Verwendung des großen I im Wortinnern (Binnen-I) entspricht nicht den Rechtschreibregeln.“ Das Binnen-I ist unlesbar.

Wenig Freude mit Gendern

Laut ausgesprochen wird es als Femininum verstanden und führt unweigerlich zu Missverständnissen. Es ist nicht klar, was etwa das Wort LehrerInnen bedeuten soll: „Lehrerinnen und Lehrer“? Oder etwa „Lehrerinnen oder Lehrer“? Oder einfach nur „Lehrpersonen“?

Wir sollten nur Wörter schreiben, die es auch gibt. Das Wort LehrerIn kann es nicht geben: Denn welchen Artikel sollte es haben? Und was sollte es bedeuten? Und wie sollte z.B. der Genitiv lauten? Des Lehrers und der Lehrerin lässt sich nicht zu einer sinnvollen Buchstabenfolge verschmelzen. Das Binnen-I versagt bei Personenbezeichnungen, die in der femininen Form einen Umlaut aufweisen oder bei denen der letzte Buchstabe wegfällt: AnwaltIn, KochIn, BiologeIn, JudeIn. Das Binnen-I wird von der erdrückenden Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt.

Interessant sind weitere Ergebnisse der erwähnten Studie: „Bei beiden Geschlechtern ist die Tendenz eindeutig, auch in Zukunft im privaten Bereich nicht geschlechtergerecht zu formulieren.“ Überraschend: Die Begeisterung fürs Gendern ist laut Studie bei den Jüngeren geringer ausgeprägt als bei älteren Menschen. Eine kämpferische Minderheit versucht immer wieder, der Mehrheit sprachlichen Unfug aufzudrängen. Hoffentlich ohne Erfolg.

Dr. phil. Tomas Kubelik ist Gymnasiallehrer für das Fach Deutsch. Im Herbst 2013 ist sein Buch „Genug gegendert! Eine Kritik der feministischen Sprache“ (Projekte-Verlag Cornelius) erschienen.

E-Mails an:debatte@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.04.2014)

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